11
Januar
wütend
sind wir wütend?

hm?

"Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass die Zeiten mies sind. Das wissen Sie genau so gut wie ich. Es herrscht Depression. Viele sind ohne Arbeit oder haben Angst, Ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Der Dollar ist keine 5 Cent mehr wert. Banken gehen pleite. Geschäftsleute haben eine Waffe unterm Ladentisch. Verbrecher machen die Straßen unsicher. Es scheint niemanden zu geben, der weiß, was man dagegen tun kann.
...

mitschuetteln

 
Ihr könnt mich mal alle am Arsch lecken
und dann Hängt sie höher!
 
oha!
 
naja. Ich bin weniger blau- als heissblütig zu Weilen. Nothing personal, reiner Objektivismus ;)
 
neinnein!
absolut, so. oder so ähnlich.
noch von silly (mp3, 8,192 KB)
 
Der Kommentar wäre noch länger geworden, wenn ich den Artikel "Der Bauchbahnhof" im neuen Konkret schon einen Tag früher gelesen hätte, wo schön beschrieben wird, was sich denn hinter der Fratze des Wutbürgers so alles verbirgt, der mit einem Adorno-Zitat schließt: "Wer denkt, ist in aller Kritik nicht wütend. Denken hat die die Wut sublimiert". Dazu werd ich mich demnächst noch etwas lauthalsiger äussern müssen - in Anbetracht der bedrohlichen Sachlage.
Für heute also nur noch ein weiteres Lied, zwo, drei -

Hau dem Volk aufs Maul
und ist der Ruf erst ruiniert ;) gleich noch eins drauf:
Mit Vollgas an die Wand
 
ah!
der bauchbahnhof

ich bin ja eher so auf dem lyrischen "trip" der kritik.
;-)
12 - die furcht der fische (mp3, 7,494 KB)
 
kopfgeschuettelt und gerührt und doch mit beiden Beinen auf dem Boden der Zentrale. Wie anregend und erfrischend ... neben Ihnen erweicht die hartelinie mehr und mehr. Putroppo o per fortune sind Sie mir mit den lyrischen Links immer einen Schritt voraus. So bleibt mir nur der knochig-harte Rest. Lassen Sie sich durch mich bitte nicht erhärten :)
 
«... solche Petitessen bringen Wutbürger/innen im allgemeinen nicht aus der Ruhe.» Punkt. Punkt. Punkt.

Wieder einmal ein feiner Text, den Sie uns da vorgelesen haben. Wo treiben Sie das bloß alles auf?!
 
Und sogar die Musik gefällt mir Freeclassiclistener. Aber ja: Balladen. Da höre ich sogar unserem Jüngsten zu, wenn er zur Klampfe greift und tief sinkt in die Melancholie. Wer ist denn diese junge Frau?

Und überhaupt: Wie geht denn das mit dem mp3 verlinken?
 
herr stubenzweig:
den text zum bauchbahnhof habe ich auf anregung der harten(und soften)linie verlinkt.

die junge dame heißt anna loos, frontfrau von silly. und der wunderbare text ist von werner karma.

hartesoftelinie:
:-)
sozusagen ying und yang.
 
ja,
das ist doch ein wunderbarer wechselgesang.

zum thema wut denk ich an das lied der kapitulation, das glaube ich aus mutter courage stammt, wo die (immer schnell verpuffende) wut als eine schwester der kapitulation (heuet würde man vllt von einer verdeckten konfliktschwäche sprechen) erscheint, muß aber nochmal nachschauen ...
es geht auch um die "richtige" adressierung von wut und dergleichen (im gegensatz etwa zur untereinander ausgetauschten wut gegen irgendwelche die-da-oben); was natürlich auch kanalisierung und moderierung von affekt im gefolge hat; kühlung bedeutet ja auch, etwas mehr dauer zu verleihen

erinnert mich thematisch auch an alte debatten aus den sechziger-, siebzigerjahren, wo "radikalinskis" und "scheißliberale reformler" sich gegenüberstanden ...(wozu übrigens das ying-yang als einem "dritten" weg auch ganz gut paßt)

 
ich mußte mich erst mal reinlesen: mutter courage, das klagelied.

interessant, daß sie darauf kommen.

"radikalinskis" und "scheißliberale reformler"
wenn ich immer nur wüßte, worum es da geht?
sie sind mir (jahre+weisheit) voraus! (ich meine sie alle, ja.)

hier wird übrigens nicht geschmeichelt, bestenfalls gerüttelt, oder geschüttelt.

ein echtes klagelied zur sache:
warum ich?
(es ist böde musique zu erklären. ich mache "es" trotzdem. einfach grandios, wie aus einem klagelied eine hynme (musikalisch) wird.
 
ich meinte
... das lied der kapitulation, das bezieht sich in dem fall auf verrauchten zorn – und nicht auf klage.
empörung liegt auf der "affektlinie" des zorns.
nach sloterdijk ("zeit und zorn") gibt es zorn-banken (akkumulierten, nicht entladenen zorn.
nebenbei: womöglich gibt es auch zornirrläufer in kollektiven prozessen ...
man könnte auch sagen, die bewirtschaftung solcher "banken", das ist politik.

im falle von wulf sehen wir, wie zornausschüttung (als mediale bewirtschaft von volksaffekten) lanciert wird.

ein politiker des parlamentarismus steht mehrerlei gefahren gegenüber: einerseits der abhängigkeit von seinen wählern ("klientelpolitik"), anderseits der abhängigkeit von den inhabern der medialen wie auch der wirtschaftlichen macht.

in den globalen entgrenzungsprozessen zeigen sich nicht nur die sogenannten finanzmärkte als entfesselt, sondern auch die privatiserte medienlandschaft (man könnte von dem warencharakter der nachrichten sprechen)

europa (die europäische union, insbesondere das euroland) kann ja auch angesehen werden als der versuch, auf diese entgrenzung zu antworten und die politik wieder zu der macht aufzuschwingen, die dem konzern- und finanzmarktkapitalismus auf "augenhöhe" begegnen kann.

die wulffsche interpretation der politikausübung ist viel weniger wegen fehlender moral von machtausübung, als wegen des offensichtlichen eklatanten mangels an machtbewußtsein im umgang mit medien und lobbyisten so desaströs.

natürlich ist angesichts der digitalen revolution das öffentlich-gesellschaftlich-politische feld überkomplex geworden, sodaß nicht nur arabische diktatoren in den "facebookstrudel" geraten ...

die aggressivität, mit der einzelne akteure in den mittelpunkt gestellt sind, darf natürlich nicht lynchjustizcharakter ("mobjustiz")bekommen, aber sie zeigt auch, daß sich hier zornkapitale (politische kränkungen über genrationen hinweg) realisieren .. etc
 
dann habe ich das falsch verstanden, keine klage (meinerseits).

zornirrläufer in kollektiven prozessen
ich will es vorwegnehmen, das was meiner ansicht nach in die irre geht, ist daß der zorn sich nicht gegen das system richtet, welches eine wulffsche politikausübung ermöglicht oder ermöglicht hat.

was die medien angeht: ja, ja! und aber (natürlich): mediale bewirtschaft von volksaffekten nicht nur, weil sie sich doch zum großen teil gegenseitig aufeinander beziehen. (die weitaus bessere hälfte, der ist im grunde viel blickiger als ich, sagt: hier wird noch ganz nebenbei ein krieg der online-medien mit dem print ausgetragen.)

die digitale revolution verschärft die auseinandersetzung, ohne zweifel. aber die aus-einander-setzung ist manchmal so pseudo wie die wut, eine inszenierte wut (ich brauche ihnen nicht zu sagen, daß die zeiten mies sind.) die echt wütenden können ihre wut gar nicht adressieren, weil sie gar nicht wissen auf wen oder was sie wütend sein sollen, vielleicht auf alles?

womit wir hierbei wären:
europa (die europäische union, insbesondere das euroland) kann ja auch angesehen werden als der versuch, auf diese entgrenzung zu antworten und die politik wieder zu der macht aufzuschwingen, die dem konzern- und finanzmarktkapitalismus auf "augenhöhe" begegnen kann.
das sehe ich nun ganz anders. ich sehe eher die begrenzung von kompetenz, die - geklagt sei es - keine antwort auf entgrenzte märkte in jeder art und güte hat. natürlich wollte die politik sich lieber "begegnen", sie begibt sich aber in die augenhöhe, mit marktkonformer demokratie. (ich gebe mir auch nur mühe, ich wollte daher das bemühen nicht unterschätzen. wirklich nicht.)
 
ich sehe eher die begrenzung von kompetenz, die - geklagt sei es - keine antwort auf entgrenzte märkte in jeder art und güte hat – das ist ja richtig, dennoch bleibt europa die einzige chance eine solche sagen wir mal: moderierung der finanzmärkte zu organisieren, auf der ebene ist das aber immer das sogenannte bohren dickster bretter; die briten werden jedenfalls ihr finanzcenter london nicht opfern. und nachdem die radikalrevolution zur aufhebung des kapitalismus nirgendwo in einer relevanten fassung im "handel" ist, kommen wir auch nicht weiter, wenn wir uns von der politik dieser-politker-da nur enttäuscht zeigen. gerade die web-gestützte öffentlichkeit zeigt, daß auch politiker eine neue form medialer sozialisierung durchlaufen müssen ...

was das positivste an der manchmal haarspalterisch daherkommenden wulff-affäre ist, daß jetzt langsam jedem akteur klar sein wird, daß er/sie aufpassen muß, womit und mit wem er karriere macht.

es ist allerdings naiv zu glauben, ohne machttechnisches knowhow politische prozesse in gang setzen zu können

wer in die küche geht und sich nur für hygiene interessiert, ist auch nicht ganz sauber, oder?
 
eine radikalrevolution zur aufhebung des kapitalismus
ich stelle das mal unkommentiert hier hin.

und ja, europa bleibt die einzige chance. mein fehler, ein schreibfehler: nicht die begrenzung der kompetenzen ist das problem sondern die begrenztheit der kompetenzen (politiker sind keine ökonomen – und die wissen auch nicht alles). zur regulierung der märkte braucht es (erst einmal) nur eins: den politischen willen.

---
ich bin erst dann enttäuscht, wenn aus dieser leidigen affären-misere nicht das folgt, was auf der hand liegt: über hygienevorschriften (lobbyregister, verhaltenskodex) nachdenken, zu verabreden und sie offenzulegen. nicht die nähe der wirtschaft zur politik ist problematisch, sondern wie das abläuft.
(bitte nehmen sie das enttäuscht sein mit einem leichten augenzwinkern)
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update: 2024.04.15, 22:07
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