25
August
dicke linien vertuschen...
erstaunlich, dieser artikel. (oder auch nicht). ist das eigentlich komischer zufall oder irrsinniger einfall, hier was auf linie bringen zu wollen?

die erste ist eine direkte linie "vom Mob in Rostock-Lichtenhagen zum rechtsextremistischen Terror des NSU". das könnte man jetzt ohne kontext seltsam finden. es wird (als zweite linie) schon eine erklärung "angeboten": "Damals wie heute hätten Politiker und Sicherheitsbehörden versagt im „Kampf gegen Rechts“. aber, das ist, wie wir inzwischen mit dem wissen um das, was die untersuchungssausschüsse zur nsu hervorbrachten, natürlich(!) eine übertreibung. (ich sag mal so: augen zu und durch.)

die dickste linie ist auch noch perfide: "An allem sei eine gnadenlose Politik schuld, die damals die „Pogromstimmung“ ausgenutzt habe, um das im Grundgesetz verbürgte Individualrecht auf Asyl einzuschränken" oder nur perfide falsch herum. denkbar ist ja mindestens, daß "das boot ist voll" und ähnliches und das bestreben zur einschränkung des asylrechts gewissermaßen nur befeuert hat, die dinge in die eigene hand zu nehmen (hier ist, nur falls... kein wort zufällig).

"Doch das Versagen begann viel früher...". ja das kann man so sagen. vielleicht begann sie in westdeutschland damit, gastarbeiter ohne eigene kultur ins land holen zu wollen und dann deren kultur in hochkultur beflissentlich zu übersehen oder darin, einen antifaschismus zu verordnen, und damit vergessen zu machen, daß es keine ost- oder westdeutschte vergangenheit vor '45 gegeben hat, keinen nazifreien teil deutschlands.

ist ne richtig dicke linie oder sache, zu behaupten, das ende der utopie vom multikulturalismus aus sich heraus kommen zu sehen. nein, (ich muß mich korrigieren, es ist die überfremdung, was auch immer das sein mag; im zweifel ist sie überall.): weil das keine gesellschaft aushält. oha! jaja. "Sie war gerade erst geboren worden und trug schon den Keim des Scheiterns in sich."
sie ist ja nie geboren worden. vom wem denn?

die nicht verstehenden romatiker habe ich noch gar nicht erwähnt. die haben sowas auch nicht gebären können, geschweige denn zur welt gebracht. stellen sie sich das nur vor! die kennen krieg nicht, armut, unterdrückung, oder verfolgung, was auch immer. die haben nur vorstellungen davon, weil sie das ja nicht erleben. ja, das kann man romantisch nennen.

(ps, an den verfasser des dingens-artikels; ich gratuliere ihnen zu diesem kommentar:
Der Schlusssatz ist der beeindruckendste.....
....Es ist ein Irrtum zu glauben, in diesem Kampf bleibe die „bunte“ Republik auf der Strecke. Das sagen die Gestrigen, die nur bestimmte Farben im Kopf haben. Sie ziehen dann sehr dicke Linien, um zu vertuschen, dass sie in Wahrheit blind sind.........
Endlich mal ein Autor, der verstanden hat, daß diese Republik nicht unendlich belastbar ist.Ausserdem gibt es in unserem Land auch Menschen, die sich nicht so schnell in einer humanistisch geführten diskussion vom Guten der Einwanderung überzeugen lassen.Diese menschen werden von der politik dann allein gelassen und wählen die NPD.Selbst Schuld,liebe
Politiker.Und da nutzt es auch nichts,diese verbieten zu wollen,denn das Denken kann man nun mal den Menschen nicht verbieten,das sucht sich dann anderswo in anderer Form seinen Weg.

es fällt mir schwer, daraus was kulturelles abzuleiten.)

somit falle ich wohl unter die romantiker.

mitschuetteln

 
Um es auch hier
mal festzuhalten: Mit dem Begriff Romantik wird vieles falsch verbunden. Es gab auch wahrlich aufgeklärte und kritische Geister unter ihnen — und selbst wenn nur E.T.A. Hoffmann und Jean Paul bleiben —, den Namensgebern dieser Epoche, die sich überdies von Land zu Land unterschiedlich liest. Heutzutage sind von diesem kulturhistorischen Abschnitt fast nur noch Rudimente übrig, die zudem oftmals negativ bewertet werden, häufig hin in Richtung Gutmensch, gerne auch assoziativ Naivling. Das ist mehr als ärgerlich, das ist Schubladendenken. Ich sehe die positive Seite der Romantik und aktualisiere sie, indem ich das Weltabgewandte den anderen überlasse, gestern wie heute.
 
lieber herr stubenzweig, ich danke ihnen für die ergänzung.

(und mehr so für mich noch zwei ergänzungen.
das hatte ich vorher gelesen, hat nur scheinbar nichts zu tun mit dem obigen. und das, nun ja.)
 
Nun ja.
Sie sagen, Sie schreiben es. Ich weiß nicht, wie man es nennen sollte. Naiv? Nicht wissend? Ironie aber eben auch nicht, weil zu platt.
 
um noch einmal einen satz zu zitieren:
Sie ziehen dann sehr dicke Linien, um zu vertuschen, dass sie in Wahrheit blind sind.
das ist wenn, dann nur unfreiwillig ironisch zu verstehen.
platt, ja, platt. ich finde so was unmöglich.

herr welding hat übrigens seinen alten text (damals: nerv mich doch) neu platziert.

und tom, (nein) der strohschneider dazu im nd: ein brandsatz.
 
«Multikulti ist bloß:
die Wirklichkeit.» Ein beindruckender Text, diese flammende Rede von Malte Welding. Beispielhaft. Ich werde ihn an meine kleine Glocke hängen. Es ist nur eben leider so, wie mir es bereits in den Siebzigern ging, wenn ich ein wenig die Bayern auslachte, die davon sprachen, sie seien sozusagen rein. Es waren immer nur ganz wenige, die mir schweigend zunickten.

«‹Romantiker› und ‹Sozialalchimisten› (was für ein Wort in diesem Zusammenhang!)», richtig, das klingt wahrlich nicht nach einem klugen Kopf, der immer dahinterstecken soll. Wenn ich mir auch nur vorzustellen versuche, ich wäre überall dort, wohin meine Eltern mit mir zogen, so behandelt worden, möglicherweise wäre ich zum Menschenfeind geworden. Es kam nicht dazu. Es wird seine Gründe haben.
 
wenn sie das an die glocke hängen, ist eine größere reichweite sicher.
so weit, so gut und besser.

das schlimme ist, finde ich, (deswegen wollte ich mir auch nicht verkneifen, das zu kommentieren, daß man den artikel in der faz ohne „romantiker“ und „sozialalchimisten“ (klingt das nicht schon asozial?) einfach als eine andere, vielleicht ziemlich verschrobene, meinung lesen würde. das ist ein freies land, kann jeder meinen was er will. aber mit dieser wortwahl, die wirklich verachtung ausdrückt, muß die lesart eine andere sein.
 
Überrascht
bin ich von der Einschaltquote, fast soviel wie meine Nackedeiereien. Die Klickerei durch Blogger.de hält sich allerdings in Grenzen, überwiegend Besuche von außerhalb.

Der Herr Kommentator von der Volksmeinung hat ja reichlich Staub aufgewirbelt. Sogar von ihm zu distanzieren meinte sich jemand aus demselben Blatt zu müssen. Was jedoch kaum bedeuten wird, daß der eine aus der einen Redaktion dem anderen aus der anderen was in die Fresse gibt. Abends trinkt man gemeinsam einen. Das ist nicht nur in der FAZ so, die eben auch ihre angestammte Leserschaft zu bedienen hat. Fast ließe sich sagen: ein Spiegelbild der Politikergemeinschaft. Und damit, das möge nicht vergessen werden, der Demokratie. Der eine sagt's eben leiser, der andere laut. Es gibt eben, wie man mittlerweile weiß, auch sogenannte Rechtsintellektuelle. Sie schaffen Masse. Übel darf einem trotzdem werden.
 
ich bin gar nicht überrascht, herr stubenzweig. ich muß mir jetzt noch die kommentare (bei ihnen) ausdrucken(!) ich lese das lieber in ruhe (und überlege dann, ob ich was sinnstiftendes beitragen kann).

jemand aus demselben blatt ... habe ich was verpaßt? na, ich vermute, gehauen hat sich keiner.

ist das spiegelbild einer "politikergemeinschaft" nicht auch das, was manche einen hühnerhaufen nennen?

ich weiß nicht, ob das hilft; nein es hilft nicht, volkes-meinung aufzuwirbeln, daß sogenannte rechtsintellektuelle masse schaffen, die masse dafür aber gleichzeitig verachten.
 
Eigentlich
mag ich's nicht verlinken, weil ich's nicht unbedingt für aufrichtig halte, auf jeden Fall hat es einen beschönigenden Unterton, für mich jedenfalls, er ist mir einfach zu schmiegsam in fast allem, was er von sich gibt; vorbehaltlich der Irrtum meinerseits. Also lediglich der Hinweis: Der bayerische Alphons war es.

Ja, das ist es wohl: Masse schaffen, die aber gleichzeitig verachten.

Enzoo hat Welding in Österreich weiterumverlinkt.
 
Meine Einschaltquoten
sind übrigens nach wie vor höher als sonst. Das Interesse scheint gar auf meiner Seite größer als ich dachte.
 
danke, herr stubenzweig, für den hinweis. ich dachte (schon), es hätte sich jemand ernsthaft mit diesem seltsamen artikel in der faz auseinandergesetzt.
es ist, um es kurz zu machen: distinktiv. wie immer, eigentlich.
nun gut, die ausführlichere variante: es ist, mit verlaub, ein verquaster disktinktiver unfug. schön, daß wir jetzt wissen, wie die welt von oben ausschaut.
und was soll mir das eigentlich sagen? soll das heißen, daß der sogenannte proll, wenn er nach unten tritt (von wem er sich das wohl abschaut?), das besser in den richtigen umgangsformen pflegte?

ok, ich höre ja öfter unterwegs radio, also mit knöpfen in den ohren, ganz für mich. natürlich bin ich baff und genervt, wenn ich dann den am anderen ende der sitzbank telefonierenden so deutlich hören kann, als säße er direkt neben mir, undsoweiterundsofort. ich habe auch schon schubsende omis gesehen. ich schubse nicht zurück und kann und will auch nicht ableiten, daß omis grundsätzlich schubsen. das schließt nichts ein und schließt nichts aus.

das kommt mir zwar komisch vor, aber da kann ich mich nur selbst zitieren:
die deutschen der unterschicht (dahin werden sie einfach mal fest-gestellt) leben vielleicht gar nicht in den programmwelten billiger sender, in kruden traumwelten. denn ich frage mich doch: ist jetzt der dümmer, der das anbietet oder der, der das anschaut? ich glaube, sich auf die dummheit zu berufen ist vor allem bequem. es stellen sich keine fragen, ein dialog erübrigt sich. im gegenteil, es ist eine akzeptierte diskriminierung von menschen, die irgendwo ausgemacht werden, die aber persönlich wahrscheinlich keiner kennt. ich bin nicht blöde, ich sehe das „publikum“ in der bahn fast jeden tag, in die große böse stadt hinein fahrend und wieder heraus, linie u1. es geht noch schlimmer, s-bahnhof lichtenberg: ich bin jedes mal sauer, wenn ich es nicht vermeiden kann, hier umzusteigen. trotzdem: will ich nicht-diffuses unbehagen ausdrücken.

was ist das für ein land, im wahn zwischen neidkultur (der dekadenz) und angstkultur (der überfremdung)? wenn man das überhaupt kultur nennen möchte, oder diskriminierungs-kulturland.


----
da lobe ich mir und hier ihr abbild vom fremden. das wollte ich noch gesagt haben.
----
ich habe woanders gelesen, es wäre unseriös, das nd zu verlinken. ich kann noch viel unseriöser: die jungle world ist aufgewacht.
 
Meine
Antwort habe ich der Überlänge wegen auf meine Seite verlagert. Ich bitte um Vergebung.
kopfschuetteln seit 6039 tagen
update: 2024.04.15, 22:07
blogger-sache
herzlich willkommen!
sie sind nicht eingeloggt. einloggen
menü-sachen
leit(kültür)sache

the revolution will not be televised.
oder.
um es mit hagen rether zu sagen: "Wir haben doch die Wahl. Kannste Sarrazin lesen oder Navid Kermani.
Wir haben immer die Wahl zwischen beidem."

in eigener sache

frau kopfschuetteln

sachen suchen
 
kalendersache
August 2012
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
15
 
 
 
gute sachen - manchmal auch komplizen

... and the trees, too

einfach einemaria (von wegen einfach!)

herr dhonau

herr gorillaschnitzel

herr prieditis

herr stubenzweig

::phom::

mehr kültür-sachen
erst mal die podcast-kültür

die frage des tages

auf heimatsuche

wöchentlich - lakonisch elegant. der kulturpodcast

fast täglich - der tag

fast täglich - noch ein der tag

die quellen sprechen

ost - ein anleitung (podcast)

32 mal beethoven mit und von igor levit und anselm cybinski

saal 101 - dokumentarhörspiel zum nsu-prozess

rechter terror - vier jahrzehnte rechtsextreme gewalt in deutschland

dann video-kültür

Basislager Demokratie

und natürlich schrift-kültür

die AnStifter

merkur

die gazette

perlentaucher

zenith

glanz und elend

der freitag

agora42

kontext: wochenzeitung

prager frühling - magazin

de.hypotheses.org

slippery slopes

gesagte sachen
/ gerne, das freut... kopfschuetteln / schlechte laune... kuena / was sich eigentlich... kopfschuetteln / Das versteht sich... damals / kontinuierliches... kopfschuetteln / Was für eine... damals / der titel fremd... kopfschuetteln / Schwieriges Thema,... c. fabry
schriftsache
nebensache


xml version of this page

made with antville