18
Dezember
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"pegida und der neoliberalismus"
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mit dem aufrechten demokraten gabriel bei augstein habe ich ein echtes problem, allerdings damit hat er recht:
"Anstatt die Schwachen zu ermuntern, sich als Objekte ihres Zorns noch Schwächere zu suchen, sollten wir die Ursachen für die zunehmende soziale Kälte dort suchen, wo sie liegen - in einem zunehmend ungerechten Wirtschaftssystem."
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und weil er ein kälter werdendes land erwähnt, unser land, möchte ich ihnen noch(einmal) jonathan widders deutsch in kaltland empfehlen. es reicht nicht, das wirtschaftssystem zu hinterfragen, wir müssen auch unsere kultur überdenken. am besten, bevor wir sie gegen, wen auch immer, "verteidigen".

update:
sehenswert wäre jetzt eine ziehmlich unpassende kategorie, doch ich glaube das sollte man sich unbedingt anschauen. panorama zeigt die interviews mit den pegida-teilnehmern in voller länge.

mitschuetteln

 
ANGST FRESSEN GESELLSCHAFT AUF
 
Ich halte viel von der Erklärungsvariante, dass das auf neoliberalen Grundsätzen basierende Wirtschaftssystem, in Verbindung mit Deprivation aufgrund der jüngsten Krise, für reichlich Unmut unter den Menschen gesorgt hat, der sie dann und wann auf die Straße gehen lässt. Einige der Demonstrationsteilnehmer, die in dem von Ihnen verlinkten Video dargestellt werden, erwähnen tatsächlich Beweggründe, die auf den ersten Blick nichts mit Zuwanderung zu tun haben (geringe Altersrenten, Abgehobenheit und Ignoranz der Regierenden in Bezug auf die Anliegen der Bürger, ...). Dennoch glaube ich im Gegensatz zu den Kommentatoren, die hier verlinkt sind, nicht, dass das eine hinreichende Erklärung ist.

Meine Vermutung ist, dass es in weiten Teilen der Bevölkerung tatsächlich eine Präferenz für "weniger Zuwanderung" (wie man das jetzt auch qualitativ und quantitativ festmachen möchte) gibt. In Österreich werden Leute mit einer solchen Präferenz explizit von der sehr weit rechts stehenden FPÖ mit Erfolg angesprochen. Ökonomisch würde ich das als (Positions-)Monopol bezeichnen, die hohen Stimmenzuwächse der FPÖ sind demnach Ausdruck einer Monopolrente, die sie generieren kann, weil diesen Markt kaum eine andere Partei bedient. Ich glaube, dass der Erfolg der AfD oder auch der Zulauf zur Pegida ein wenig unter diesem Licht gesehen werden können. Es gibt diese Leute mit diesen Präferenzen, aber sehr wenig an Angebot für sie.

Doch wie bereits erwähnt dürfte das ein multikausales Phänomen sein und meine Hypothese, sofern sie sich beweisen lässt, bildet lediglich eine Facette dieses Problems ab. Es wäre nur meines Erachtens eine unredliche Vereinfachung, wenn man jenen, die gegen Zuwanderung aufbegehren, unterstellt, dass sie Opfer eines neoliberalen Wirtschaftssystems sind und keine wahrhaftigen Präferenzen in diese Richtung hätten, also quasi ceteris paribus anders entscheiden würden, wenn mehr ökonomische Gleichverteilung vorliegen würde. Das kann sein, allein, wir wissen es nicht.
 

ich weiß nicht, ob dieser fall nun die beurteilung schwieriger oder leichter macht.

doch ich meine auch, daß sich die ressentiments gegen zuwanderung nicht nur daraus erklären lassen, daß man sich als opfer eines neoliberalen wirtschaftssystems sieht. die folgen dieses systems verstärken die ressentiments. es ist schwer auszumachen, ob die die gegen eine zuwanderung aufbegehren lieber die ressentiments pflegen als bewußt der unbequemen wahrheit ins auge zu schauen. und die ist die, daß sich - auch ohne kriegsflüchtlinge, zuwanderer und asylsuchende menschen - nichts, aber auch gar nichts, an ihrer situation ("geringe Altersrenten, Abgehobenheit und Ignoranz der Regierenden in Bezug auf die Anliegen der Bürger, ...") änderte.

was mich dabei eigentlich richtig nervt, ist der generalverdacht: zum beispiel, es könnte jemand (anders und fremd) auf ihre kosten leben. weil ihnen ständig erzählt und vorgeplubbert wird, daß niemand auf jemandes kosten leben darf. (die gleichung, die diese ungleichung auflöst, würde man ja gerne mal sehen; aber dieser seltsamen rechnung geht niemand auf den grund.) aber, das ist eben gerade nicht der grund, auf die schwächsten loszugehen. es ist nur am einfachsten.

undauch das ist seltsam: manche der pegida-teilnehmer "wissen" gaaanz genau, was es mit den flüchtlingen, also den ausländern, auf sich hat - zwar aus der zeitung oder dem fernsehen, was ja eigentlich die lügenpresse ist, aber so bastelt man sich eben sein weltbild zusammen.

mein erste gedanke, als ich die interviews sah, war: engherzig. ich verstehe das überhaupt nicht.

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update: 2024.04.15, 22:07
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