22
September
hör-gut?
bevor ich mich „verwandele“, werde ich in obersten, hinteren, zweiten reihen die literarische vorlage hervorkramen. ich muss sowieso was kramen. eigentlich immer öfter, wie ich besorgt feststelle.
der herr stubenzweig veranlasste mich, unabsichtlich natürlich, mich eines hörbuches zu entsinnen, welches dame mit stümme zu gehör bringt. denkt sie vielleicht, was mich betrifft. nun, das soll sich ja ändern. was nichts an der tatsache ändert, dass ich gar nicht weiss, warum ich es besitze. aussichtslose gedächtniskrämerei. desterwegen schreibe ich, dachte ich, lieber ein paar eckpunkte meiner nie wirklichen hörbuchphase auf. krimskarms nur: das erste hörbuch, verschenkte ich, aber lassen wir das. es traf einfach den nerv nicht, so schön und unerhört blieb es eine weile im regal. irgendwann befreite ich es von diesem unsinnigen los, und hörte. na ja. roger willelmsen spricht die einleitung, mehr aber nicht! die geschichten liest anke engelke. und? sie macht das gut, doch das macht sie. ihr „nein? schrie sie mich an, wollen sie es selber tun oder soll ich die royal canadian mountend police rufen?“ donnert mir noch im ohr. vor allem ist es natürlich peter unstinov, sein feinsinniger humor, der mir gefällt - kleine, feine geschichten. vielleicht hätte ich eine wirkliche hörbuchphase gehabt oder immer noch, wäre ich grenzenlos begeistert gewesen. war ich ich aber nicht. seltsamer- oder logischerweise, waren es die nebengeräusche (in den u- und s-bahnen der grossen bösen stadt, durch die ich fast täglich hin- und zurückfahre), die ich beim hören viel eher höre als beim lesen, die mich leider manchmal störten und ablenkten. aber, das ist kein grund es sein zu lassen. meine „lieblingsstimmen“ finden sich zwangsläufig im repertoire der von mir gehörten hörschmankerl (fast jedenfalls), warum sollte es auch anders sein. und, auch wenn ich hörbücher nicht grundsätzlich ablehne, wird sich mein bescheidener besitz an solchen kaum wesentlich mehren. so halte ich es: ich lege mir lieber ein buch “zuviel” zu und lese parallel. für (m)ein hörbuch brauchte es zumeist einen, wenn auch noch so winzigen aber roten, faden zum künstler oder um ihn herum - deshalb habe ich mit sicherheit nicht die große literatur in der hörbibliothek. nein, der faden, der unter-hält, reicht. wie das so ist, für gewöhnlich. so darf ich jetzt meine „topofthestümmen“ wählen, an deren spitze sich gleich zwei künstler den ersten platz teilen müssen. ich kann und will mich nicht entscheiden. beide künstler tragen, das auch noch, sogar den gleichen vornamen: dem alphabet nach: ulrich matthes und ulrich tukur . von ersterem hörte ich was überhaupt kein zufall ist. ich habe das buch gelesen, den film gesehen (als ethan hawke-fan, vor allem (!) weil gattaca so ein zeitlos-wunderbarer film ist) - ich bin gleichermaßen auch vom schauspieler ulrich matthes begeistert, in erster linie vom theaterschauspieler. was ich höre ist, dass es unglaublich viel arbeit machen muss, allen figuren (kind bis greis) eine eigene stimme zu geben, mehr noch: charakter. so und auf eine ganz andere art und weise ging es mir mit ulrich tukur, der ja “auch” noch singt. mit dieser hommage an venedig traf er mich genau ins herz, und noch mal: und hoffentlich noch öfter in zukunft. da es keinen zweiten “platz” gibt, bin ich schon beim dritten im bunde: jan josef liefers . hier wagte ich das erste experiment. ich hörte ein buch, das ich zuvor nicht gelesen hatte. und? nomen war nicht omen. ich war begeistert. schwarzer humor trifft herrn liefers stimme - treffer versenkt. das buch las ich natürlich später, mit herr liefers stümme im ohr, beste unterhaltung. hernach hörte ich (wie die dinge sich gehören oder eben nicht) “die nachrichten”… weil das buch kannte ich bereits. herrje, a little too much “stairway to heaven“, in vielen variationen, mal laut und wesentlich lauter zwischen der sprecherstimme. herr liefers macht das jedoch wett. den film zum buch (mit einer extra-fassung, in der drehbuchautor=buchautor und regisseur den film kommentieren – eine schöne idee), in dem herr liefers die hauptrolle spielt, habe ich auch gesehen. der buchautor „lieferte“ kürzlich die königstorkinder (gedächtnisstütze via townhousewebung). erst mal lesen. mein „platz“ vier: klaus hoffmann, ohne hörbuch mit musik (kleine schummelei). das hab ich live gehört-gesehen; gefällt mir heute noch und nöcher. ------------ das war es aber noch nicht. bei filmfestspielen gibt es filme, die nicht im wettbewerb „laufen“. hier die stimme ohne jede konkurrenz. die stimme, die mir die zeitung, und was schreib ich - jawohl das tue ich - jede zeitung vorlesen könnte (es wäre ein gedicht): der herr otto sander , jawohl. ach herr sander, das war so ein gaudi. ich hatte ja nie eine wirkliche hörbuchphase. so kenne noch andere tolle stimmen von woanders her und kenne viele überhaupt nicht. es ist ja noch nicht aller tage abend. im grunde ist grade der sommer zurück. ------------ kann ja noch was kommen…
Einzig der Fall Tukur veranlaßt mich Hörbuchbildungsfernen zu einem Kommentar, der allerdings zugleich meine von Celati übernommene These vom Kopfkino fast umkehrt. Die Seerose im Speisesaal hörte ich zu einem Abschnitt einst im Radio. Ich war derart angetan, daß ich loshetzte, um mir das Buch zu kaufen. Ich habe es nicht zuende gelesen. Die Dramaturgie meines Oberstübchens schaffte es offensichtlich nicht, den Sprech- und Sprachrhythmus dieses zweifellos fähigen Schauspielers umzusetzen. Es kam der Verdacht in mir auf, er könnte sich das Buch auf seine Schnauze geschrieben haben. Als Leser blieb ich ungehört.
Ach, eins noch: Klaus Hoffmann. Ohne jeden Zweifel hat er sich Verdienste um Brel erworben und hört sich dabei gut an, auch für mich. Aber wirklich faszinieren kann mich nur das Original. – Allerdings würde ich das auch nicht unbedingt ins Hörbuch-Regal stellen. komisch,
die seerose: ich verschenkte dieses (für mich wunderbare) buch an an den mein-hörbuch-nichthabenwoller. schon wieder ein unglückliches geschenk. es wurde nicht zu ende gelesen! mehr so mit einem neee … was-das-denn(?!) beiseite gelegt. jener mein-hörbuch-und-die-seerose-auchnichthabenwoller ist der liebste mensch, den ich kenne. na ja, wenn man sich nur über „kunst“ streitet ... dieser liebe mensch würde übrigens besagte dame mit stümme als unbedingt kafkaesk bezeichnen, ohne hörbuch und ohne wenn und aber.
ich glaub schon, dass der herr tukur sich die seerose auf seine schnauze geschrieben hat. ich könnts nicht erklären oder nur ansatzweise, was das buch bei mir (alles) getroffen hat, dass ich und weg bin davon (abgesehen vom venedig-bonus). klaus hoffmann hat einfach den live-bonus (zurück in die musik-abteilung!). |
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update: 2024.11.15, 19:57 blogger-sache
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