07
Juni
Das gefällt mir
sehr, sehr gut. Ausstellungsreif. Sie müssen nur noch eine spannende Biographie erfinden. Sowas mit «aus gesellschaftlich schwierigen Verhältnissen». Die Gesellschaft braucht das. Ohne «Entartung» wird das nix mit der Karriere.
«aus gesellschaftlich schwierigen Verhältnissen»
eine spannende biographie zu haben, mit mittlerweile 6,5 jahren, das fände ich schon entartet.
aber wenn das kind jemals was ausstellt, außer bei uns, dann hat es zumindest schon mal eine legende. "noch vor vollendung des fünften lebensjahres zeichnete sich bereits ab, (und das sollte mal erwähnt werden: mit einer talentfreien mutter, die es immerhin mit malen nach zahlen zu bildern brachte, die den vorschlägen der malen-nach-zahlen-motive-ausdenker irgendwie ähnelten und ihrer weit-aus-besseren-hälfte, die wenigstens mittels augeklügelter technik detailgetreue abbildungen aus malbüchern zustande brachte; was für ein trauriger hintergrund. ein abgrund geradezu.) daß man nichts für unmöglich halten sollte." Ich meine,
das bei mir drüben mal erzählt zu haben, von dem drei-, vierjährigen Sohn eines Freundes, der im Kindergarten immer brav nach Anweisungen der Tante malte, also alles gerade und übersichtlich, auf daß die Betrachter wüßten, wie ein Haus für die Familie auszusehen hat. Sobald er jedoch zurück war, in Papas Atelier, da malte er wie der zu dieser Zeit: ziemlich wild, nehme ich mal Vergleichbares von meinem Henri II, von ihm gemalt vor etwa zwei Jahren: Der Adler läßt Federn (von mir so betitelt nach einem großformatigen Gemälde, mit dem ein Maler vor etwa dreißig Jahren die gerupfte Bundesrepublik Deutschland darstellte; ich versuche es demnächst mal abzulichten). Wir waren so angetan von dieser «freien Klasse», wie die Losgelassenen an den Kunstakademien auch genannt werden, daß wir eine Weile darüber nachdachten, dem zudem überaus fleißigen Kleinen als unerkanntes Genie einen Werdegang anzudichten und dessen Gemälde in die Öffentlichkeit einzuschleusen, quasi einen Marktwert zu schaffen. Wir haben's dann doch sein lassen, ich nehme an, weil's mit Arbeit verbunden gewesen wäre. Wie auch immer, mir fällt dazu diese selbstgehörte elterliche Meinung zu den (mich) faszinierenden Kritzeleien von Cy Twombly ein: das kann unsere Tochter aber besser, dazu die Anekdote zu Picasso, der zu einer ähnlichen Äußerung gesagt haben soll: Dazu habe ich dreißig Jahre gebraucht.
"der adler läßt federn" das ist ja einfach wunderbar.
kann man das nicht selber machen oder besser? die ewige frage und ewige reibung. ist auch gut für einen kalauer in einem ziemlich besten film (ich weiß nicht, ob sie den film gesehen haben.) der witz ist, daß im weiteren verlauf des filmes driss, wohl so was wie inspiriert, selbst ein bild malt (das ist ganz kurz in dieser videokritik zu sehen), welches philippe einem "freund" dann für 11.000 euro verkauft, als geheimtipp ;-) ein ziemlich bester tipp, ich habe mich schon ein bißchen umgeschaut. Lediglich
die Ankündigung habe ich mitbekommen, den Film habe ich nicht gesehen. Ich bin ja leider mittlerweile etwas gehindert auf dem Weg nicht nur zum Kino in der großen Stadt.
So könnte es gehen mit dem Verkauf, das wird gerne kolporiert, ich bin ja selbst gerne versucht, ein wenig an diesem Mythos mitzuhäkeln. Es muß jedoch nicht so sein, die Wirklichkeit des Marktes ist härter, als sich manch einer vorzustellen vermag, der sich der enormen Erfolge einzelner wegen irgendwas mit Kunst zuwendet. Es hat ähnliche Fälle gegeben, aber ein Weilchen liegt das zurück, in einer Zeit, als noch nicht so viele der Meinung waren, das sei die Startrampe zum Reichtum, Kunst sei besser als Arbeit. Besonders durch diese in letzter Zeit aufgekommene Quantität werden sich die meisten in letzterer wiederfinden, wenn sie Glück haben in der Malerei von Wänden, Anstreicherei kurz vor Hartz IV. Aber man wird ja noch träumen oder ein bißchen spinnen dürfen. À propos Mythos.
Jean-Michel Basquiat dürfte in diese Kategorie fallen, jedenfalls wird bis heute an einer auf mich fast schon komisch wirkenden Legende getrickt, komisch, weil die an Wunder glaubenden Lieschen und Fritzchen sie nunmal gerne lesen, solche Heilsgeschichten. Das aber war noch zu Andy Warholas Zeit, als Kunst ohnehin zum Warenhaus erkoren wurde. Gleichwohl ist das längst der international gebetete Rosenkranz Weltkunst, die Vergoldung des Kalbs.
daß die wirklichkeit des marktes härter ist, hat jedoch nicht zuletzt auch mit den nachfragern und ihrem sinn(en) nach status und irgendetwas mit kunst zu tun. worunter auch der wunsch nach mythos und vergoldung fallen könnte. wenn man so will, auf daß etwas glanz abstrahlen möge.
ich finde, diese widersprüchlickeit zwischen der einzigen spur, die unser dasein hinterläßt (was ich unglaublich schön finde) und daß das einen marktwert hat, ist in der szene, in weniger als einer minute, ganz gut beschrieben. trotzdem, geträumt und gesponnen wird immer. zum glück, möchte ich sagen. nur, daß sich das nicht immer in reichtum auszahlt.
ja, das
ist schön.
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update: 2024.11.15, 19:57 blogger-sache
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