27
April
ganz schön durchsichtig: ein undurchsichtiger algorithmus, der einen russischen geheimdienstkomplott voraussagt. voraussagt? nun ja.
Es ist etwas müßig, über einen geheimen Algorithmus zu diskutieren. Wenn man aber "484.968 öffentlich zugängliche Internetquellen" (z.B. Online-Tageszeitungen) auswertet und auf bestimmte Schlagworte abstellt, hiervon die Häufigkeiten nimmt und einen langfristigen Trend zeichnet, wird der Algorithmus im Moment notwendigerweise eine erhöhte Kriegsgefahr für die Ukraine zeigen. Man könnte das dann noch verfeinern, man könnte Charts daraus generieren und über die "Kursentwicklungen" irgendetwas ableiten. Am Ende ergibt sich ein komplizierter Algorithmus, der jedoch auf einer trivialen Erkenntnis beruht: Wenn sich in den Medien die Ereignisse in Bezug auf einen Krisenherd überschlagen, dann ist es wahrscheinlich, dass die Lage dort tatsächlich recht angespannt ist und eine Verschärfung denkbar ist. Dass man mit einem Algorithmus, der Onlinequellen untersucht, einen Kriegsausbruch auf den Tag genau vorhersagen kann, würde ich aber eher nicht ernsthaft annehmen. Diese Entwicklungen hängen bekanntermaßen von sehr vielen Faktoren ab, die weder online, noch öffentlich zugänglich, noch auf irgendeine Art und Weise elektronisch verarbeitbar sind.
In diesem Zusammenhang sind meines Erachtens die Google Dengue-Fieber-Trends interessant. Google wertet hierzu die Suchanfragen in Bezug auf Dengue-Fieber-Schlüsselworten aus und schätzt dann die tatsächliche Erkrankungsrate - und das anscheinend nicht einmal so schlecht. Das zeigt zum einen, was heute tatsächlich auf diesem Gebiet technisch möglich ist, zum anderen, wie transparent (oder vulnerabel) wir eigentlich sind. Ich fürchte, Google kennt von einem nicht unbeträchtlichen Teil derjenigen, die Dengue-Fieber-Symptome aufweisen und dies der Suchmaschine mitteilen, Vor- und Zunamen. müßig oder nicht. man konnte mit und ohne algorithmen voraussagen, daß die lage immer desolater wird.
das eigentliche probelm bleibt, daß das offensichtlich nur für die ukraine ein ernstes, gerne auch ernsthaftes, problem darstellt. ich glaube nur eben nicht, daß tendenziöse voraussagen verläßlicher sind. und mit tendenziös meine ich solche aussagen, die "in den kram" passen. (wobei die viel-beschriebenen algorithmen sich in der praxis längst erprobt haben.) im fall des denguefieber ist google wohl zu beglückwünschen, im fall einer normalen grippe-voraussage wohl eher nicht. google weiß vieles, alles nicht: das ist es, was geradezu kindlich zahlenverliebte ökonomen tanzen läßt, aus all-data das big-data machen (zu lassen). |
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update: 2024.11.15, 19:57 blogger-sache
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