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September
und ... wenn man glück hat
ist sie ganz weit weg, die zentrale. weil fast alle angestellten wissen, dass unternehmen nicht wegen oder dank ihrer zentrale, sondern trotz eben jener funktionieren. wie lange, ist eine andere frage. ob länger ohne, wer kann das wissen. aber lassen wir den herrn Kurt Tucholsky sprechen, was er vor ewigen zeiten schon über die zentrale schrieb:

"Die Zentrale

Die Zentrale weiß alles besser. Die Zentrale hat die Übersicht, den Glauben an die Übersicht und eine Kartothek. In der Zentrale sind die Männer mit unendlichem Stunk untereinander beschäftigt, aber sie klopfen dir auf die Schulter und sagen: »Lieber Freund, Sie können das von Ihrem Einzelposten nicht so beurteilen! Wir in der Zentrale…«

Die Zentrale hat zunächst eine Hauptsorge: Zentrale zu bleiben. Gnade Gott dem untergeordneten Organ, das wagte, etwas selbständig zu tun! Ob es vernünftig war oder nicht, ob es nötig war oder nicht, ob es da gebrannt hat oder nicht -: erst muß die Zentrale gefragt werden. Wofür wäre sie denn sonst Zentrale! Dafür, daß sie Zentrale ist! merken Sie sich das. Mögen die draußen sehen, wie sie fertigwerden!

In der Zentrale sitzen nicht die Klugen, sondern die Schlauen. Wer nämlich seine kleine Arbeit macht, der mag klug sein - schlau ist er nicht. Denn wäre ers, er würde sich darum drücken, und hier gibt es nur ein Mittel: das ist der Reformvorschlag. Der Reformvorschlag führt zur Bildung einer neuen Abteilung, die - selbstverständlich - der Zentrale unterstellt, angegliedert, beigegeben wird… Einer hackt Holz, und dreiunddreißig stehen herum - die bilden die Zentrale.

Die Zentrale ist eine Einrichtung, die dazu dient, Ansätze von Energie und Tatkraft der Unterstellten zu deppen. Der Zentrale fällt nichts ein, und die andern müssen es ausführen.

Die Zentrale ist eine Kleinigkeit unfehlbarer als der Papst, sieht aber lange nicht so gut aus.

Der Mann der Praxis hats demgemäß nicht leicht. Er schimpft furchtbar auf die Zentrale, zerreißt alle ihre Ukase in kleine Stücke und wischt sich damit die Augen aus. Dies getan, heiratet er die Toch­ter eines Obermimen, avanciert und rückt in die Zentrale auf, denn es ist ein Avancement, in die Kartothek zu kommen. Dortselbst angelangt, räuspert er sich, rückt an der Krawatte, zieht die Manschetten grade und beginnt zu regieren: als durchaus gotteingesetzte Zentrale, voll tiefer Verachtung für die einfachen Männer der Praxis, tief im unendlichen Stunk mit den Zentralkollegen - so sitzt er da wie die Spinne im Netz, das die andern gebaut haben, verhindert gescheite Arbeit, gebietet unvernünftige und weiß alles besser.
1925"


dinge wie ideenwettbewerbe, unternehmesleitlinien oder nachhaltigkeitsberichte – ohne zentrale fast undenkbar. unverzichtbar? mehr als unwahrscheinlich. und! nicht zu vergessen, der fast wunderbare immer wieder gerne wiederholte appell: unternehmer im unternehmen zu sein! gelegentlich (freilich) wäre es nicht schlecht, verhielten sich vorstände wie angestellte (im besten sinne) und nicht so, als gehörte ihnen der laden, im schlechteren sinne.



gehört man einem irgendwelchem laden an, muss man auch mal in die zentrale; böswillige bezeichnung meinerseits: elfenbeinturm. ja bitte! welche zentrale bewohnt denn keinen turm oder (gottchen, sie dürfen die mundwinkel heben - bestimmt sieht sie keiner - herr schäuble schläft schon?) tower. und? was sollen solcherlei ungetüme denn sonst unter beweis stellen als macht. macht? zum beispiel über kunden oder angestellte (mitarbeiter ist, denke ich, wäre mehr als übertrieben).

sie, ja sie, aus der zentrale? sie wissen nicht, was jetzt genau kunden oder (wie war das) mitarbeiter sind. naja, wenn man glück hat ...

 
 
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update: 2024.04.26, 20:47
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