13
Juni
weiter geht es
wenn auch nur fragmentarisch. weil ich mich immerzu erinnere: wenn ich ein lied höre an einen text, den ich gelesen habe. oder wenn ich einen text lese an ein interview.
die philosophie, die sie [diderot und holbach, anm. der zitierenden] mit so viel mut vertraten und für die sie so große risiken eingingen, hatte schon zu lebzeiten starke reaktionen hervorgerufen. beide lehrten, dass die welt aus nichts weiter bestehe als aus zahllosen atomen, die auf kompexe weise zueinander in beziehung stünden. darüber hinaus gebe es nichts: keinen inhärenten sinn, keinen höheren zweck des lebens als das überleben selbst. während rationalistische und gemäßigte aufklärer wie voltaire glaubten, dass es einen gott geben müsse, einen großen uhrmacher, der den mechanismus der welt geschaffen habe, waren holbachs freunde (oder doch die meisten von ihnen) längst überzeugt, dass die welt nicht geschaffen worden war, sondern sich durch zufall und natürliche auswahl entwickelt hatte, ohne die lenkende hand einer höheren intelligenz, eines höheren wesens. (philip blom; böse philosophen) also suche ich: irgendwo habe ich schon einmal etwas ähnliches gelesen. es war ein franzose, ein sehr alter. na toll. aber in einem ordentlichen haushalt findet sich das wichtige wieder. genau das: Die Liebe, die Metaphysik der Liebe, wie etwa im Werk von Octavio Paz, Emmanuel Levinas oder Denis de Rougemont – vermag sie dem Leben einen Sinn zu verleihen? Ich weiß es nicht. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Leben keinen Sinn hat, dass nichts irgendeinen Sinn hat. Wenn Sie mich mit religiösen Vorstellungen in Verbindung bringen wollen, was ja wohl Ihre Absicht ist, dann erwidere ich Ihnen, dass ich nur zu einer großen Religion eine Affinität fühle, nämlich dem Buddhismus. Zum Buddhismus? Ja. Zum einen, weil er keinen persönlichen Gott kennt, zum andern, weil er die Auffassung vertritt oder weil er zulässt, dass es keinen Sinn gibt, dass in der Abwesenheit des Sinns, im Nicht-Sinn, die letzte Wahrheit liegt. Diese Art von Glauben kann ich ohne Weiteres akzeptieren. das hatte ich nicht vergessen. dieses "nichts hat einen sinn". weil er mich fasziniert hat, dieser gedanke. und weil es irgendetwas tröstliches hat, obwohl es doch wahrscheinlich nach allgemeinem verständnis untröstlich wäre, wenn das leben kein sinn machte. ich weiß es nicht. ich scheine nicht vom heiligen geist erfüllt, scheint mir. ganz und gar nicht, aber: ist mir lieber so. ------------------ diderot: wenn der engel gabriel wegen seiner schöner schultern ... bewundert worden wäre; wenn maria magdalena ein galantes abenteuer mit christus gehabt hätte; wenn, bei der hochzeit zu kanaan, christus zwischen zwei gläsern wein - ein wenig unkonventionell - seine hand über den hals einer der ehrenjungfern oder über die hinterbacken von sankt johannes hätte streifen lassen, unsicher, ob er dem apostel treu bleiben sollte, dessen kinn schon von einem leichten, flaumigen bart verdunkelt wurde: du würdest sehen, wie das auf unsere maler, unsere dichter und bildhauer gewirkt hätte, in welchen tönen wir von diesen reizen sprechen würden, die so eine große und wunderbare rolle in der geschichte unserer religion und unseres gottes spielen würden; wie wir die schönheit ansehen würden, der wir unsere geburt verdanken, die fleischwerdung unseres erlösers, und die gnade unserer erlösung. (essai sur la peinture, in "euvres de diderot", paris; gallimard 1951, 1143f.) blom: "dies ist ein klassischer diderot: witzig, ambivalent und provokant, ohne das argumentative ziel aus den augen zu verlieren. da der text zur veröffentlichung in grimms correéspondance bestimmt war, konnte er nicht offen anti-religiös sein ..." (ebenda: philip blom; böse philosophen) ------------------ und meine weitaus bessere hälfte, dem waren die stapel vorm bücherschrank nicht entgangen, hat mich ernsthaft gefragt, ob ich denn wenigstens mal was entsorgt hätte. erinnerungsgüter entsorgen? auch an ihm ist der heilige geist spurlos vorübergegangen. ein anderer zwar, aber ohne jeden zweifel. so weit kommt das noch ...
Mir will
in der Cicero-Aufzählung Emmanuael Lévinas nicht so recht einleuchten. Der gehört eindeutig zu den von der Religion geprägten Philosophen . Ich empfinde so etwas als einen Versuch der Irreführung. Und Lévi-Strauss reagiert auch entsprechend.
danke sehr, für ihren hinweis. ich hatte die antworten mehr im fokus als die fragen.
(und was für ein schöner zufall, durch ihren link kann ich mir gleich mal das hier notieren.) |
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update: 2024.11.15, 19:57 blogger-sache
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