06
Juni
letztens las ich in der süddeutschen einen artikel, es ging um die höhe von managergehältern. (ich habe ihn natürlich nicht gefunden.) ist auch egal; das ganze fing ganz moderat an: so in der art, daß managergehälter angemessen sein müßten und so weiter. bis es dann kippte und damit meine stimmung, denn es folgten die üblichen plattitüden, genauer gesagt die neoliberalen, von denen der wirtschaftsteil voll ist (weswegen das mit größter vorsicht zu "genießen" ist). so zum beispiel: „Würden wir unsere Bemühungen um die besten Mitarbeiter einstellen, hätten wir schon verloren.“, soll heißen, die besten muß man best- oder höchstmöglich bezahlen. schön. wirklich grotesk wird es aber, wenn "das Hundertfache des Durchschnittsgehalts eines Mitarbeiters" mit der leistung der manager begründet wird. geistesleistung soll gewiß nicht unterschätzt werden, aber wird da nicht eher ein schuh draus, daß ein unternehmen erfolgreich ist, weil hunderte mitarbeiter leistungen erbringen. und das nicht selten, trotz eines managements. normalität also, das "hundertfache des durchschnittsgehaltes eines mitarbeiters" als leistungsbegründend in die welt zu setzen, ohne jede argumentation.
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und, jetzt möchte ich david graeber (aus occupy inside) zitieren:
"wie george orwell vor langer zeit schon gesagt hat, besteht der erste hinweis auf die korruptheit eines politischen systems darin, dass sie, die es verteidigen, die dinge nicht mehr beim richtigen namen zu nennen vermögen...

niemand, der bei klarem verstand ist, würde sich für menschenrechtsverletzungen aussprechen. aber es gibt durchaus verschiedene grade der mißbilligung. vergleichen sie einmal folgende sätze:

- im interesse unserer entscheidenden strategischen erfordernisse scheint es mir zuweilen unerlässlich zu sein, beziehungen zu regimen mit zweifelhafter menschenrechtsbilanz zu unterhalten, ja, sie sogar zu unterstützen.

- im interesse unserer entscheidenden strategischen erfordernisse scheint es mir zuweilen unerlässlich zu sein, beziehungen zu regimen zu unterhalten, in denen vergewaltigt, gefoltert und gemordet wird, ja, sie sogar zu unterstützen.
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man muß nicht lange nach der druckfähigeren variante suchen, in der zeitung.

mitschuetteln

 
wer spricht hier mal das Zauberwörtchen der intensiven Personalkosten?
 
nein nein nein, intensive personalkosten und manager da besteht doch keinerlei zusammenhang. eher lesen sie, daß manager verdienen oder auch gut(!): managervergütung. im sinne der anzeigekunden kommt diese verbindung natürlich gar nicht in frage: abfindungen und mitnahmementalität.

(ich hatte heute keine zeitung, hat das was zu bedeuten?)
 
ich hatte ganz vergessen zu erwähnen, daß es sowieso kleinlich ist, das gehalt eines managers mit dem durchschnittsgehalt seiner angestellen zu vergleichen - hundertfach, vierhundertfach - das ist doch lächerlich. wer manager "verstehen" will, versteht nämlich, daß man managergehälter nur mit managergehältern vergleichen kann. schaut man dann nach übersee, ist es wohl keine übertreibung, zu behaupten, hierzulande schuften die manager zu dumpinglöhnen.
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nicht zu vergessen: anschlußverwendung. was für ein schlimmes wort. aber es gibt doch geradezu regelmäßig die erfolgsgeschichte. spontan fiel mir ein, daß manager immer eine anschlußverwendung finden, egal von wem sie vorher wegen oder trotz groben unfugs vergütet wurden.
 
gut, daß ich mich da einzeilig gehalten habe. denn um manager zu verstehen, muß man eben auch soviel verdienen.
wäre interessant, wie sich deren arbeitslosengeld berechnet, sollte die anschlußverwendung mal nicht so funktionieren.
 
ich kenne einen fall persönlich, der sich jedenfalls über sein arbeitslosengeld nicht den kopf zerbrochen hat. manchmal geht das ja von heute auf morgen. das bedeutet aber noch lange nicht, daß die gehaltszahlung eingestellt wird. er „verdiente“ noch eine weile weiter, um sich in ruhe eine anschlußverwendung zu suchen. man könnte es auch als eine art entschädigungszahlung für vorzeitiges freisetzen betrachten.

eigentlich ist das so ähnlich wie mit regierungen, die im zweifel dann protestieren, wenn ehemalige regierungsmitglieder inhaftiert werden. es gibt spielregeln, auf die man vertrauen können muß.

so wird auch keiner in die gosse gestoßen, in der die anderen ebenfalls nicht landen wollen. soweit sich alle an die spielregeln halten.
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update: 2024.11.15, 19:57
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