12
Oktober
die alternative schlagzeile: wir sind nicht so amusé.
das, wofür die eu ausgezeichnet wird, geht leider gerade den bach runter.
Auch ich
war nicht sonderlich amüsiert. Doch dann schaltete ich mein Gehirn ein und kam zum Schluß, daß es nicht der Euro ist, der den Preis bekommen hat. Ich vermute, sehr viele Menschen machen es an ihm fest. Ausgezeichnet wurde jedoch die Idee der Gemeinschaft.
Wenn sich meine Zweifel daran auch nicht gänzlich zum Positiven hin geänndert haben, basiert all das letztendlich doch auf nichts anderem als dem gemeinsamen wirtschaftlichen Tun sprich Handel. Und für Krieg war die EU zudem mit verantwortlich: in Bosnien. Die von Ihnen genannten Kriterien hätten womöglich einem Wirtschaftsnobelpreis genügt, doch der Europäischen Union wurde immerhin ein Friedenspreis verliehen. Dass dem vermutlich nicht mehr ganz so jungen Nobelpreiskomitee Bosnien noch einigermaßen gut in Erinnerung sein dürfte, unterstelle ich einmal. Dass wir in der EU gemäß SIPRI-Jahrbuch 2012 mit Deutschland, Frankreich, dem Vereinigten Königreich, Spanien, den Niederlanden und Italien gleich über 6 der weltweit 10 größten Waffenexporteure verfügen, ist auch so eine Sache, die einem Friedensnobelpreisträger - so man diese Bezeichnung nach Kissinger und Obama noch ernst nimmt, nicht würdig ist.
Nun fehlt nur noch ein Blick nach Griechenland, wo sich der wahre Gemeinschaftssinn der Europäischen Union offenbart. Eine Bekannte von mir weilte unlängst während der großen Ausschreitungen in Barcelona. Aber gut, ich halte es durchaus für denkmöglich, dass man wieder einmal quasi als Katalysator Vorschusslorbeeren verteilt - nach dem Motto, dass die EU diese Krise schon bewältigen wird können und man im Zweifelsfalle auch bereit ist, mit Beweihräucherungen und Imagekampagnen nachzuhelfen. »Aber noch eine weitere Frage treibt mich in diesem Zusammenhang um. Seid ihr in Europa schon soweit in Richtung einer Bananendiktatur abgerutscht, dass sich die Institutionen gegenseitig beweihraeuchern und Orden um den Hals haengen muessen?« (cathrinka)Ich kann mich wirklich nur noch wundern über diese Vergabepraxis. ich bestehe, herr stubenzweig, auf differenzierung. na ja, die fand in meinem kopf statt. deshalb können sie nichts davon wissen. ich war drauf und dran, die auszeichnung albern zu finden, aber das tue ich tatsächlich nicht. die preisvergabe ist nicht albern, aber fragwürdig.
nach wiederholtem hören des gespräches mit alfred grosser bin ich eben doch nicht amusé. es reicht nicht, die idee der gemeinschaft zu feiern, solange "europa als hebel zum elend erlitten wird ". beziehungsweise mit blick auf griechenland, aber auch spanien und portugal geradezu erlitten werden muß. mein zweifel besteht darin, die idee der gemeinschaft mit demokratieabbau zu "bezahlen". eigentlich möchte ich diesen alten männern vertrauen (können). das alt(er) betone ich nur deshalb, weil es mit erfahrungen verbunden ist, weil sie und sie auch in der lage sind, eine andere geschichte von europa zu erzählen, einem europa, das nicht dem euro gleichgesetzt wird. eigentlich, bei allem zweifel, möchte ich den preis auch als eine ermutigung sehen können. aber, ich habe (definitiv) kein vertrauen in politiker, die europa wie ein ökonomisches projekt be- beziehungsweise abhandeln. (auch lutz herden sieht eine ermutigung und einen widerspruch zum friedenswerk der eu.) ich war langsamer als sie, herr phom. insofern haben sie einiges schon angesprochen. Möglicherweise
muß man ihn auch in diesem Fall als Mutmach-Nobel-Preis sehen. Ich befürchte jedoch, daß die meisten Jubler unter den Politikern das nicht verstehen und sich bemüßigt fühlen, die Idee als solche weiterhin zu vernachlässigen zugunsten des Tanzes um den Mammon. Mir sind noch einige Zweifel eingefallen, die wie bei Kissinger posthum der Sachlage oder durchaus vorbeugend wie bei Obama meinen leichten Unmut darüber verstärken: Nach Gründung der europäischen Gemeinschaft steckten nicht eben wenige ihrer Mitglieder noch tief im Sumpf des Kolonialismus, sprich Ausbeutung der Ressouren anderskontinentaler Länder. Ich kann über solche Tatsachen nicht hinwegsehen. Aber vielleicht denke ich ohnehin nicht positiv genug.
und ein durchhalte-nobel-preis.
ich denke leider auch nicht positiv genug. und was dieser preis den (real)politikern sagen könnte ..., na da bin ich schon wieder im wunschdenken. es ist (mir) immer ein bißchen schwer ihm, oskar negt, zu folgen. aber ich mag den.
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update: 2024.11.15, 19:57 blogger-sache
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