09
August
sackgasse

das euro-system in der sackgasse. ich weiß nicht, ob der kern des währungsraumes sich durch temporäre austritte stabilisieren läßt. (übrigens, wäre das im ergebnis nicht der nordeuro?) ich sehe es eher so, und hier stimmt die sackgasse; einerseits kann griechenland nicht aus dem euro, andererseits ist der widerstand gegen eine vergemeinschaftung der schulden zu groß. für beides gilt: noch.
schade, daß die autoren nicht mehr auf die verflechtung der banken eingehen. es wird eher ein bißchen verklausuliert: “Es gibt nur eine Gruppe, der das Ganze wirklich hilft: Das sind die internationalen Finanzinvestoren, darunter natürlich auch viele deutsche, die ihr Geld in Südeuropa angelegt haben und nun nach einem Dummen suchen, der ihnen die toxischen Papiere abkauft, die von den Krisenländern emittiert wurden.“
was also den austritt angeht, lassen wir mal das temporär beiseite, meine ich, daß der sich eher mit einem brandbeschleuniger vergleichen ließe. eine kettenreaktion würde es aufgrund der verflechtungen sicher geben, von süd nach nord. nicht zuletzt in der form, daß mit so einem schritt klar wird, daß die wetten auf einen austritt aus dem euro, die man versucht zu unterbinden (spanien ist nicht griechenland, portugal auch nicht und erst recht nicht italien undsoweiterundsofort), zunehmen würden. und, nicht nur das vertrauen der finanzmärkte, um das man so bemüht ist, und lieber eine marktkonforme demokratie in kauf nimmt als einen demokratiekonformen markt(sprich finanzmarkt) zu schaffen, schwindet, sondern auch das vertrauen der im währungsraum verbleibenden an die stabilität des währungsraumes selbst. was widerum doch nur bedeuten würde, daß die ezb als käufer von staatsanleihen auf den plan gerufen wird.
hier wäre noch zu überdenken, daß, das kann man wohl sagen, die rettungspakte ja nicht einen verschuldeten staat gerettet haben, sondern letztlich die banken und damit ihre gläubiger vor dem verlust. vielleicht braucht es noch ein paar rettungspakte, diese umverteilung so lange zu spielen, bis ein schuldenschnitt zumindest für die gläubiger tragbar ist, noch besser auf die öffentliche hand übertragen werden konnte. was der austritt aus dem euro für die normalen menschen in griechenland bedeutete, kann man sich ja vorstellen.
kann man da nicht gleich die schulden vergemeinschaften? es scheint ja nicht die frage zu sein, ob man das irgendwann tut, sondern wer am ende haftet beziehungsweise zahlt. wessen euro-party ist das denn (bis jetzt), die der schuldner oder die der gläubiger?
ein wesentliches argument gegen eine vergemeinschaftung der schulden ist, daß der druck auf die länder sinken wird, die reformen, einschnitte in allen sozialen und kulturellen bereichen, voranzutreiben. in dieser konkurrenz stehen wohl die euro-länder künftig zueinander. das ist keine schöne, aber meine, lesart.
und ich bin mir auch nicht sicher, ob es vor diesem hintergrund überhaupt noch sinn macht, über die staatswerdung europas nachzudenken. also nachdenken natürlich, aber ob ich das überhaupt für sinnvoll halte.


 
 
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update: 2024.11.15, 19:57
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