ich kaufe den spiegel ca. zweimal im jahr, also in diesem jahr das erste mal, und das nur weil alexander osang in seiner lesung von seiner reportage erzählt hat.
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und dann kriegt man das dazu, einen text, eine glosse möchte ich das auch nicht nennen: kein geistesfunke "außerhab von wirtschafts- oder geldpolitik": bedauerlich ja, nennt sich kapitalismus. geistesfunken stehen nicht hoch im kurs, und wir müssen befürchten, daß mit jeder zeile eines autors, die nur bezahlt wird, wenn sie auch gelesen (oder besser konsumiert) wird, geistesfunken sozusagen unbezahlbar werden. einfach, weil sie ausbleiben. na, das klingt ja jetzt furchtbar kulturpessimistisch. ich will auch mal kulturpessimistisch sein.
was mich nun ganz speziell verwundert hat, ist der kulturelle schmerz jenseits von nation (auf seite 123) um dann fortfolgend auf seite 123 und 124 immer wieder von nation(...) zu lesen. das ganze nationgedöns und die entwurzelungsangst, kann man vielleicht machen; muß ich ja nicht teilen.
der schluß ist mir jedoch mächtig aufgestoßen:
ich habe einfach meine zweifel, daß sich radikale, die flüchtlinge einfach nur hassen oder wen auch immer, im ästhetischen beheimatet fühlen und mit ihren sorgen deshalb "unkontrolliert auf das vakuumempfinden" reagieren. lieber würden die sich doch in die literatur, besser noch in die hochliteratur, zurückziehen? ich kann natürlich nicht ausschließen, dass ich einfache radikale unterschätze. weil einfach hassen zu einfach ist. der von "der politik" aufgekündigte konsens, daß sich nichts ändert, treibt nicht nur die radikalen was-auch-immer-hasser auf die barrikaden und zu allen möglichen tiraden.
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mir scheint in der "flüchtlingsfrage" eine nicht unerhebliche herausforderung darin zu bestehen, zu erklären, daß wir ein säkulares land sind: andererseits jedoch genug themen aufzubieten haben, die "wir" seltsamerweise fast fundamental religiös beantworten.
the revolution will not be televised.
oder.
um es mit hagen rether zu sagen:
"Wir haben doch die Wahl. Kannste Sarrazin lesen oder Navid Kermani.
Wir haben immer die Wahl zwischen beidem."