18
Oktober
im herbst 1945 gab der hauptausschuß allerdings bekannt, dass man die ursprüngliche position in einigen punkten revidiert habe. die mitteilung wurde unter der absurd anmutenden schlagzeile: "juden sind auch 'opfer des faschismus'" in der deutschen volkszeitung publiziert.
(vielstimmiges schweigen; neue studien zum ddr-antifaschismus) (zwei gleichzeitig) es ist zeit, sich mit der geschichte auseinanderzusetzen.
Es ließe sich
jedoch auch so herum fragen: Seit wann und wo überall gab und gibt es diesen Faschismus, der Juden zum Opfer macht? Wann und in welchen Ländern fangen wir an?
ich bin nicht sicher, ob ich sie richtig verstehe. wenn sie so fragen, wie ich es verstehe, dann tauche ich im grunde nur an einer stelle der geschichte ein. ich versuche es jedenfalls.
diese "absurd anmutende schlagzeile in der deutschen volkzeitung" (zentralorgan der kpd in der sowjetischen besatzungszone) hatte am 3. juli einen vorlauf, da hieß es noch: ‘opfer des faschismus’ sind die juden, die als opfer des faschistischen rassenwahns verfolgt und ermordet wurden, sind die bibelforscher und arbeitsvertragssünder. aber soweit können wir den begriff ‘opfer des faschismus’ nicht ziehen. sie haben alle geduldet und schwerstes erlitten, aber sie haben nicht gekämpft. ich muß zugeben, ich habe ja erst reingelesen, aber ich mußte „ganz schön“ schlucken. so ist mir das aus dem eigenen geschichtsunterricht nicht in erinnerung. ja, da gab es immer diese fokussierung auf antifaschisten, auf die kämpfer (man mußte zum teil den eindruck gewinnen, in der damaligen sowjetischen besatzungszone hat es nie faschisten gegeben). mir war nicht bewußt, daß man solche unterscheidungen zwischen den opfern gemacht hat. ich war mal bei einer veranstaltung, in der lothar bisky und götz aly über dessen buch „hitlers volksstaat“ diskutierten, jetzt kapiere ich so langsam die hitzigkeit der sich anschließenden debatte, vor allem die des publikums mit herrn aly. (das publikum bestand aus vielen älteren herrschaften, wahrscheinlich ehemalige kämpfer.) der anlaß, warum ich das lese, war ja, daß ich auf die „briefe zwischen kommen und gehen“ gestoßen war. nach dem ich das gefunden hatte, kam ich fast zwangsläufig zu „vielstimmiges schweigen“. alles hängt mit allem zusammen. und ich muß mir die stelle(n) bei maxim leo noch mal anschauen, sein großvater hat das, vorsichtig formuliert, nicht thematisiert, daß er jude war. es gibt sicher viele gründe dafür, aber einer könnte auch sein, daß die ddr nicht plötzlich der antisemitismusfreie teil deutschlands war, „nazis gab es nur im bösen westen“ – plattformulierte quintessenz meines „alten“ geschichtswissens (ich meine, daß das nicht so war, war mir auch damals klar. aber das war nicht das, was man offiziell hören wollte). Selbstverständlich war die DDR nicht plötzlich antisemitismusfrei. Und auch Nazis wurden dort wieder eingestellt, wenn sie denn gebraucht wurden, das ist inzwischen auch wissenschaftlich erforscht.
selbstverständlich. ja. mir geht es beim lesen aber so, daß ich gedanklich (fast automatisch) zurückgehe und abgleiche, mit dem, was in meiner erinnerung als geschichtswissen, insbesondere in der schule, vermittelt wurde oder gänzlich unter den tisch gefallen ist.
«Mythos Antifaschismus» - Die DDR und ihr «verordnetes» Erbe
# ein zitat aus dem oben genannten buch, vielstimmiges schweigen: "wer vom stalinismus nicht reden will, sollte auch vom sozialismus schweigen; und nur wer überzeugend gegen den stalinismus eintritt, kann in der nötigen breite gegen den faschismus wirken." (quelle: wolfgang f. haug, vom hilflosen antifaschismus zur gnade der späten geburt, hamburg 1987, s. 23, zitiert bei: peter-reif spirek, gute zeiten für sozialdemokratische hobbyhistoriker?, in: zeitschrift für sozialistische politik und wirtschaft 1996 ausgabe 1, s. 55) |
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update: 2024.11.15, 19:57 blogger-sache
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