17
August
eine gesellschaft, die alle schützt: max czollek - gegenwartsbewältigung.
Mich stört an Czolleks Vorstellungen die Idee, dass das Verständnis von Nation und Kultur, das er als anachronistisch kritisiert, irgendwie "spezifisch deutsch" sein soll. Diese Idee ist doch selbst anachronistisch: dass die Deutschen, wenn sie schon nicht das tollste Volk der Welt sind, wenigstens das schlimmste sein wollen. Nein, wir sind ein Volk wie alle anderen "und das liebste mags uns scheinen, so wie andern Völkern ihrs", dichtete der kluge Brecht.
Und wenn sich die deutsche Integrationspolitik im Detail von der anderer westlicher Länder unterscheidet, so kann das nicht der Grund für die heutigen Probleme mit dem Rechtspopulismus sein, die in England oder Frankreich ja ebenso auftreten. Nicht in irgendeiner spezifisch deutschen Kultur liegt das Problem, sondern in gesellschaftlichen Entwicklungen, die den westlichen Ländern gemeinsam sind. mir gefällt an czolleks vorstellungen die idee, den begriffen nation und kultur (und kulturüberlegenheit), den begriff der gesellschaft entgegen zu setzen. so konsequent und so kritisch, daß es wehtut. man könnte oder müßte ihm sogar matthias quent, der die wucht des backlashs als einen indikator der (ver)änderungen sieht, zur seite stellen. Dass Ihnen Czolleks Angriffslust gefällt, kann ich gut nachvollziehen, auch die Idee, den Begriff der Gesellschaft gegen den Begriff der Kultur zu setzen: Er zeigt nämlich, dass Kultur von vielen, die sie im Munde führen, als Kulturüberlegenheit verstanden wird - was, finde ich, eine ziemlich extreme, nämlich antidemokratische Auffassung von Kultur ist.
Es ist eben nur ein Aspekt, der mich bei Czollek stört, dass man bei ihm in mancher Hinsicht noch den Nachklang der alten DDR-M/L-Vorurteile á la Georg Lukács spürt (Hegel und Kant lieben, aber die Romantik, das Deutschsein und das Volk nicht leiden zu können). Ich weiß, das ist eine Kleinigkeit, die nicht den Kern der Sache trifft, aber ich reagiere nunmal aus biografischen Gründen allergisch darauf. erst einmal: alles gut. ich kann ihre kritik sehr gut verstehen. |
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update: 2024.11.15, 19:57 blogger-sache
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