"Natürlich hatte ich die Rechnung ohne die Geschichte gemacht." und ohne kohl, den klugscheißer, würde ich mal sagen. es ist eben anders gekommen. eben nicht besser: ein ehemaliger bürgerrechtler schwafelt(e) in leipzig an diesem tag von verantwortung und meint krieg.

nur eines fehlt(e) noch: das einheitsdenkmal. das gibt es nicht, weder hier noch dort. ist das nun in einem land, in dem es mutmaßlich mehr kriegerdenkmäler als heine-denkmäler gibt, ein leiser hauch von anarchie? ich glaube das ist ironie.

vor dem wahllokal stand heute ein mann im auftrag der "forschungsgruppe wahlen", der aber weder von mir noch von der weitaus-besseren-hälfte wissen wollte: wohin unsere stimme gewandert war, wie alt wir sind, und überhaupt. er hatte den auftrag, strengstens nur jedem vierten wahllokalbesucher den stimmbogen anzubieten, um daraufhin die stimmung auszuloten. der wähler ist angeblich das unbekannte wesen. ist nicht der nichtwähler dann das unbekannteste unwesen? aber, das unwesen interessiert keinen.

alle haben gewonnen: auch wenn der gewinn nicht in prozenten nachlesbar ist, verkaufen die verlierer einen erkenntnisgewinn: alles wird besser.
und jeder fragt sich, was daran gut sein soll.

aber, sein kreuz zu machen, ist auch nicht seine

stimme abzugeben, ganz und gar nicht.

In den riesigen Datenspeichern des digitalen Kapitalismus erscheint das Individuum vor allem in seiner zu steuernden Potentialität: als Konsument oder als Terrorist.

das was ich an dieser analyse zu bemängeln hätte, wäre zum beispiel : "Dass die Rundumüberwachung dazu gedacht ist, die freie Meinungs- und Theorieäußerung zu ersticken, kann schon deshalb nicht stimmen, weil sie ja eigentlich im Geheimen stattfinden sollte; oder muss man sich die Snowdenschen Enthüllungen als besonders raffiniertes Manöver zur Einschüchterung potentieller Dissidenten vorstellen?"

weil, mit diesem sogenannten manöver hatte ja niemand gerechnet. doch ich teile (leider) die grundpessimistischen annahmen in bezug auf den digitalen kapitalismus - ein lernender organismus.

so kommt es mir immer wahrscheinlicher vor, daß ganz besonders historiker die historie einzuschätzen wissen. aber, so habe ich es notiert: die zukunft bleibt verhüllt.

wir werden nichts gelernt haben, das können wir schon heute enthüllen.

doch kein einheitsdenkmal? wobei es mich nicht wundert, daß das projekt nicht etwa aus ästhetischen sondern aus juristischen gründen gescheitert ist.
aber, vielleicht kann man irgendwo wenigstens ein schloß bauen, wieder-aufbauen, was auch immer.

»Ich hätte lieber … die weiße Taube von Picasso dahin gehängt als Euren Adler.«

ich weiß nicht so recht, ob man die "neigung" haltung dazu, olle schlösser wieder aufzubauen, einen hang nennen kann. ich nenne es obsession. (allerdings. schlossgärten, das lasse ich mir gefallen.)