02
August
das ist doch mal witzig und scharfsinnig: „man muss heribert prantl verteidigen“. manche schreiben gar von einem „prantl-gate“ in anführungszeichen. ach du liebe güte. vielleicht war auch nur eitelkeit im spiel, das passiert. was bei herrn posener im spiel war, darüber vermag ich nicht zu spekulieren. möglicherweise müßte man ihm mehr beachtung schenken.

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Bevor ich
zu den glücklichen Kühe eile, um ihnen mein Glück mitzuteilen, muß ich das noch loswerden, das die Kommentatorin meinte:
"Schon mal was von Heidegger gehört?" Ich nicht. Der meldet sich nicht bei mir. Hat er bei Ihnen angerufen? Kann er kochen? War der auch bei Voßkuhle.

Ich will damit belästern, dass alle, aber auch alle andauernd ihr Bildungsgut auf dem Buckel rumtragen wie einen Tornister. Anderswo habe ich geschrieben, dass mir das immer so vorkommt, als trüge man die Jacke mit dem Futter nach außen. Bildung hat man, aber man fragt nicht, ob Heidegger bei anderen Leuten angerufen hat.
Das muß ich, inclusive aller Selbstkritik, unterstreichen.
 
lieber herr stubenzweig,
was soll ich dazu sagen? die menschen sind wie sie sind.

ich weiß nicht, ob "alle andauernd ihr bildungsgut auf dem buckel rumtragen" ich finde herrn angeles kritik so charmant, daß mir das am wenigsten sorgen machte (ich muß gestehen, ich mußte es zweimal lesen, bis es "klick" gemacht hat). was ich bemerkenswert und belästerungswürdig finde, ist die häme, die - mit und gerne auch ohne bildungstornister sonstwo - ausgebreitet wird, die die leute, ob im print oder online, bereit sind, an den tag zu legen. wie verbittert muß man eigentlich sein. fragezeichen. und wenn schon die bildung in gefahr ist, was sie wohl ist, danach kommt gleich der humor. beziehungsweise, sinnvollerweise doch davor.

ich halte es, versuche es zumindest, immer noch und wieder so, oder so ähnlich: "Es fällt mir von Tag zu Tag schwerer, auf dem Niveau meines blauen Porzellans zu leben." (Oscar Wilde)

und. die bildung im rahmen eines bildungsrumtragewahns, so er denn vorhanden ist, hat ohne herzensbildung nicht mal das niveau irgendeines porzellans.
 
Ich empfinde es als lächerlich, was Prantl da vorgeworfen wird. Da mag man ihn mögen oder nicht. Es ist schlichtweg kleingeistig. Ihr Wilde-Zitat illustriert das treffend. Aber Wilde war schließlich Illustrator des Hedonismus, der heutzutage in absonderlicher, bisweilen lediglich konsumorientierter Form fröhliche Urständ' feiert. Damit meine ich nicht Sie! Sondern die allgemeine Leichfertigkeit im Umgang mit historischen Strömungen.

Ein wenig mag ich in meiner Mitkritik durch die Tatsache beeinflußt gewesen sein, in diesem Zusammenhang mit Heidegger konfrontiert worden zu sein, und zwar in der Art: «Man! Hallo? Schon mal was von Heidegger gehört?» Ausgerechnet mit Heidegger, dem Davonschleicher aus der demokratischen Gesellschaft. Ernst Jünger taucht mir in diesem Bild mit auf, dessen Bewirter von Höhergestellten, heute würde man ihn vieleicht einen zwangsläufigen Jobber nennen, in Eumeswil sich aus den Gedanken an die Gemeinschaft herausgräbt. Ich möchte das nicht unbedingt mit dem in Zusammenhang gebracht sehen, wofür Heribert Prantl stehen möchte, für Demokratie und Offenheit, neudeutsch Transparenz. Ich verbinde Martin Heidegger immer noch eher mit Dunkelheit, mit schwärzester. Und ausgerechnet den packt Angele in seinen Bildungstornister, und das im Freitag. Ich als etwas Älterer hätte mir das mehr als zweimal überlegt, assoziiere ich dabei doch durchaus die Kritik an Sein und Zeit beispielsweise durch Herbert Marcuse bis Emmanuael Lévinas oder, um in der Theologie zu bleiben, Rudolf Bultmann. Kurzum, ich empfinde dieses Zitat in diesem Zusammenhang als zu beliebig, vielleicht schlicht als zu schmückend, wenn nicht gar als zu beschönigend eingesetzt, quasi als einen extremen postmodernen Auswurf. Da hat's ein gelernter Literaturwissenschaflter lang raushängen lassen.

Und, aber: «Herzensbildung». Mit dem Begriff kann kann ich im Journalismus, noch dazu geschnürt im Paket mit höherer Philosophie, eher weniger anfangen. Aber vielleicht liegt das daran, daß ich dabei zu sehr an den Begriff der Emotionalen Intelligenz denken muß, bei dem mir Ivo Kranzfelders Argumentation nach wie vor näher ist.
 
lieber herr stubenzweig,
wir lesen durch zwei völlig verschiedene brillen. und, ich meine es wirklich so, durch einen blick durch ihre brille haben sie mir was zum nach-denken gegeben.

vielleicht, würde ich scharfsinning durch spitzfindig ersetzen.

und. aber (das kenne ich doch).
was ich mit herzensbildung meinte, beruht auf dem:
„Ohne Herzensbildung kommt man nicht voran. Das Gefühl als Träger des Ausdrucks ist eigentlich die humanste Idee, natürlich immer gekoppelt mit dem Denken.“

ich habe die emotionale intelligenz vor ach, vielen jahren, gelesen. ich bin nicht zu dem schluß gekommen: macht nix, wenn ich dumm bin.
aber mit einem tornister allein be-rühre ich kein herz. mit was, das erfährt und erlebt nur jeder allein.
(und damit schließt sich ein kleiner kreis.)
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update: 2024.04.22, 20:27
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