13
Oktober
zu guter letzt
neue himmelsbilder


und
musique.

und.
hatte ich eigentlich noch nie katzen?
das ist wirklich schlimm.

und.
meine weitaus bessere hälfte hörte es zuweilen, das känguru.
(nun ja.)

mitschuetteln

 
Das Recht auf Faulheit.
Es bleibt sozusagen alles in der marxschen — oder vielleicht sogar marxistischen? — Familie.
Als das Bürgertum noch gegen den von der Geistlichkeit unterstützten Adel ankämpfte, pflanzte es das Banner der freien Forschung und des Atheismus auf; kaum aber hatte es sein Ziel erreicht, so änderte es Ton und Haltung; und heute sehen wir es bemüht, seine ökonomische und politische Herrschaft auf die Religion zu stützen. Im 15. und 16. Jahrhundert hatte es fröhlich die Überlieferungen des Heidentums aufgegriffen und des Fleisches und dessen Leidenschaften, diesen ‹Greuel› in Augen der christlichen Moral verherrlicht; heute dagegen, da es in Reichtum und Genüssen aller Art fast erstickt, will es von den Lehren seiner Denker, der Rabelais und Diderot, der Lessing und Goethe, nichts wissen und predigt den Lohnarbeitern die Lehre von der Enthaltsamkeit. Die kapitalistische Moral, eine jämmerliche Kopie der christlichen Moral, belegt das Fleisch des Arbeiters mit einem feierlichen Bannfluch: ihr Ideal besteht darin, die Bedürfnisse des Produzenten (das heißt des wirklich Produzierenden) auf das geringste Minimum zu reduzieren, seine Genüsse und seine Leidenschaften zu ersticken und ihn zur Rolle einer Maschine zu verurteilen, aus der man ohne Rast und ohne Dank Arbeit nach Belieben herausschindet.

Die revolutionären Sozialisten sind somit vor die Aufgabe gestellt, den Kampf, den einst die Philosophen und Satiriker des Bürgertums gekämpft, wieder aufzunehmen: sie haben wider die Moral und die Soziallehren des Kapitalismus Sturm zu laufen und in den Köpfen der zur Aktion berufenen Klasse die Vorurteile auszurotten, welche die herrschende Klasse gesät hat; sie haben allen Moralitätsheuchlern gegenüber zu verkünden, daß die Erde aufhören wird, das Tal der Tränen für die Arbeiter zu sein, das in der kommunistischen Gesellschaft, die wir errichten werden — «wenn es geht, friedlich, wenn nicht, mit Gewalt» —, die menschlichen Leidenschaften freien Spielraum haben werden, da alle, wie bereits Descartes sagte, «von Natur aus gut sind, wir nur ihren falschen und übermäßigen Gebrauch zu vermeiden haben». Und das wird nur durch das freie Gegenspiel der Leidenschaften und die harmonische Entwicklung des menschlichen Organismus erreicht, «denn», sagt Dr. Beddoel, «erst wenn eine Rasse das Maximum ihrer physischen Entwicklung erreicht, erreicht sie auch den höchsten Grad von moralischer Kraft und Energie». Das war auch die Meinung des großen Naturforschers Charles Darwin.
Aus: Vorwort zu Das Recht auf Faulheit, Verlag Monte Verita, Wien, o. J. , S. 5 – 8; nachgedruckt in Laubacher Feuilleton 2.1992, S. 1
 
lieber herr stubenzweig, danke für den hinweis
in der marxschen — oder vielleicht sogar marxistischen? familie
in der marxschen familie. marxistisch, eher nein, denke ich. aber ...

man stelle sich gerade den real-existierenden sozialmus vor, der das recht auf faulheit als teil der marxistischen-leninistischen thesen proklamiert hätte. nein! "wir" waren nur, (wir deshalb in anführungszeichen, weil ich zu jung bin für diesen schwachsinn), mit jedem parteitag der vorstufe zum kommunismus ein stückchen näher, immer kurz vor davor. so gesehen mußte erst einmal kräftig geschafft werden: 5-tage-arbeitswoche mit 43¾-stunden.

ich habe nicht alles verstanden, das mit der rasse nicht, aber was solls. eines hat lafargue nicht bedacht, nämlich daß die produzierenden selbst konsumenten werden.
Dadurch, daß die Arbeiter den trügerischen Reden der Ökonomen Glauben schenken und Leib und Seele dem Laster Arbeit ausliefern, stürzen sie die ganze Gesellschaft in jene industriellen Krisen der Überproduktion, die den gesellschaflichen Organismus in Zuckungen versetzen. Dann werden wegen Überfluß an Waren und Mangel an Abnehmern die Werke geschlossen, und mit seiner tausendsträhnigen Geißel peitscht der Hunger die arbeitende Bevölkerung.
was kurz- wie weitsichtig zugleich ist, denn wir lesen ja gerade mit schrecken: das wachstum schrumpft, was nichts weiter als überproduktion ist.

das hat mich neugierig gemacht: ich habe meinen buchhändler angerufen, und um das buch gebeten. und "die religion des kapitals" gleich dazu.

ich möchte den visionär(?) noch mal zitieren.
Statt in den Zeiten der Krise eine Verteilung der Produkte und allgemeine Belustigung zu verlangen, rennen sich die Arbeiter vor Hunger die Köpfe an den Toren der Fabriken ein. Mit eingefallenen Wangen, abgemagerten Körper überlaufen sie die Fabrikanten mit kläglichen Ansprachen: »Lieber Herr Chagot, bester Herr Schneider, geben Sie uns doch Arbeit, es ist nicht der Hunger, der uns plagt, sondern die Liebe zur Arbeit!«- Und, kaum imstande sich aufrechtzuerhalten, verkaufen die Elenden 12 bis 14 Stunden Arbeit um die Hälfte billiger als zur Zeit, wo sie noch Brot im Korbe hatten. Und die Herren industriellen Menschenfreunde benutzen die Arbeitslosigkeit, um noch billiger zu produzieren.
 
Womit wir
(ohne Anführungstüttelchen) in der Wirklichkeit angelangt wären. — Sie lesen sowas wenigstens. Andere sollten das vielleicht auch mal tun, bevor sie ein Fitzelchen zitieren.
 
wenn man liest, versucht man wenigstens den dingen auf den grund gehen zu können.

vater unser kapital, der du bist von dieser welt, allmächtiger gott, der du den lauf der flüsse veränderst und berge durchbohrst, der du erdteile voneinander trennst und nationen vereinst; schöpfer der waren und quelle des lebens, der du königen und untertanen, unternehmern und arbeitern befiehlst, dein reich werde errichtet auf erden.
gib uns viele käufer unserer waren, der guten wie den schlechten.
gib uns notleidende arbeiter, die ohne sich aufzulehnen die härteste arbeit und den erbärmlichsten lohn hinnehmen.
gib uns eitle dummköpfe, die an unsere werbungen glauben.
und mache, daß unsere schuldner ihre schulden vollständig begleichen und daß die banken unsere wechsel akzeptieren und führe uns nicht in das zuchthaus, sondern bewahre uns vor dem bankrott und versorge uns mit ewigen renten.
amen. (1886)
 
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