13
September
Schon auf die einmütige Videoankündigung erhielt Caroline Walter viele Hass-Mails und Beschimpfungen.

vier wochen asyl – ein selbstversuch mit rückkehrrecht, donnerstag 21.45 uhr, ard

mitschuetteln

 
Ich habe leider
nur etwa die letzten fünfzehn Minuten mitbekommen. Mich erschütterte besonders der vierzehnjährige Junge aus einem nordafrikanischen Land, welches, das habe ich nicht mehr in Erinnerung, der alleine dadurch von Hoffnung und auch von Stolz erfüllt war, daß ihm am Telephon eine Wohnungsbesichtigung zugesagt wurde. Verwundert den Kopf hat mich schütteln lassen die abwertende Haltung eines Deutschen aus der Nachbarschaft, der meinte, «die da» bekämen Geld fürs Nichtstun, während er dafür arbeiten müsse. 196 Euro im Monat. Wie spricht der Volksmund. Nicht den Dreck unterm Nagel gönne ich ...
 
ich habe auch erst später eingeschaltet (die weitaus-bessere-hälfte wollte was anderes sehen und ich mußte mir erst einmal einen livestream-kanal suchen. naja, man hat ihm gestern den außenspiegel abgefahren...) einfach nur bedrückend, ich meine die dokumentation.
ich frag mich, was den volksmund bewegt, so zu sprechen. ist das neid. aber, auf was denn? aus solchen äußerungen sprechen wohl die BLÖD-schlagzeilen.

ach, das habe ich ganz vergessen: Politisch ist das also alles abgesegnet.
 
Sicher
MeinungsBILDung. Aber das BILDungsblatt alleine dürfte das nicht sein. In anderen Ländern gibt es ebensolche Stimmungen. Es dürfte sich dabei um die allgemeine Neigung handeln, immer noch einen finden zu wollen, der noch tiefer im Dreck liegt. Das erhöht. Wie das Aufschauen zu den Celebritäten und den Göttlichen des öffentlichen Lebens. Vielleicht aber ist der Mensch insgesamt nicht unbedingt für das menschliche Dasein geeignet, weil er die Zivilisation nicht verkraftet hat.
 
daß der mensch die zivilisation nicht verkraftete, das bedeutete aber auch, daß der mensch die aufklärung nicht verinnerlicht, geschweige denn, verstanden hat. als was auch immer. (na, warum hader(t)e ich denn mit der renaissance?)

mein einfaches (und nicht umsetzbares) rezept wäre, solche in die fremde zu "ver"schicken (auf zeit), gerne auch in länder mit zweifelhafter menschenrechtsbilanz, um dann mal zu schauen, wie das mit dem fremden fremdsein in der fremde so ist. auch in sachen weltanschauung.

wenn sich jeder höher vorkommt, der nicht tiefer noch im dreck liegt ... da hört die weltanschauung auf. beziehungsweise: so tief zu graben, da will man gar nicht erst anfangen.
 
Ich frage mich bei solchen Leuten oft, was eigentlich mit deren Familien vor, im und nach dem Zweiten Weltkrieg war. Gehörten die zu den Hitler-Anhängern? Gehörten sie nach dem Krieg zu denen, die die Flüchtlinge aus Ost- und Westpreußen, Schlesien und dem Sudetenland durch kleine und große Gehässigkeiten spüren ließen, dass sie sie ablehnten?

In anderen Ländern gibt es ebensolche Stimmungen.

In Griechenland, wo sehr viele Flüchtlinge stranden, trauen die sich schon lange nicht mehr nachts auf die Straße, weil Jagd auf sie gemacht wird. Sehr bedrückend waren auch die Reportagen über minderjährige Flüchtlinge, die ich hörte und las. Sie bleiben mehr oder weniger unversorgt und ungeschützt.

Die Flüchtlinge, die in der Wüste des Sinai am Grenzzaun zu Israel hängenbleiben, berichten von Entführungen und Folter durch Beduinen, die sie versklaven und ermorden. Seit dem arabischen Frühling ist das Gebiet ein rechtsfreier Raum, ägyptische Grenzer lassen sich nicht blicken.
 
Über die Grenzen
Europas muß man, braucht man jedoch um Erklärungen willen nicht hinausschauen. Daß gerade in den Niederlanden dieser Rechtsaußenpopulist Stimmen verloren hat, besagt nicht, daß die Stimmung insgesamt sich verbessert hätte unterm Volk. Gerne weise ich im Zusammenhang mit sogenannten Einwanderern etwa aus Surinam noch einmal auf Anil Ramdas hin, dessen Aufsatz ich zuletzt Ulfur Grai zugesandt hatte. Von Dänemark hat man hinsichtlich der Furcht vor den oder dem Fremden eine Weile nichts gehört, aber die Grundstimmung ist geblieben. Von Frankreich brauche ich erst gar nicht anfangen, dort wählen seit einiger Zeit gar so manche Beur, die im Land geborenen Töchter und Söhne Nordafrikas, die nationale Front um die Tochter von Le Pen. In der Schweiz, es ist zwar schon eine Zeit her, doch ich erinnere mich noch gut, rief ein Einwanderer aus dem Osten dazu auf, nicht so viele Fremde ins Land zu lassen. Ich zweifle nicht daran, daß auch in der BRD manche nach unten treten und nach oben buckeln, sind sie erst einmal dort angelangt, was dort Integration genannt wird und nichts als Assimilation meint.

Aufklärung? Nein, sie haben sie nicht verstanden, wie also können sie sie verinnerlichen? Wie auch, woher? Wer hat sie sie gelehrt? In vielen Rußlanddeutschen lebt der Glaube, der Germane sei höher zu bewerten. Dementsprechend führt sich so mancher auf, Türken oder Bulgaren und so weiter sind demnach weniger wert. Es ist, wie anders, also eine Bildungsfrage. Die allerdings dürfte in dem Moment verpuffen, indem junge Menschen, längst auch solche aus Einwandererfamilien, darauf getrimmt werden, einzig auswendig zu lernen, um der Wirtschaft dienlich zu sein. Wem keine Zeit bleibt, über das Erlernte nachzudenken und zu eigenen Gedanken über die Gemeinschaft zu führen, der wird die Zivilisation recht einseitig betrachten. Ich weiß, ich wiederhole mich. Aber so manches kann man gar nicht oft genug sagen.
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update: 2024.11.15, 19:57
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