15
Mai
Was zum Teufel ist Wasser? diese frage setzt ingo schulze in den kontext, gegen eine (endgültige) paralyse durch alternativlosigkeit (und gleichgültigkeit).
"Denn wir haben wahrlich keinen Rechtsanspruch auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft auf alle Ewigkeit." (angela merkel; im jahre 2005)
Hätte es eine Vereinigung gegeben und nicht nur einen Beitritt des Ostens zum Westen, dann hätte auch der Westen die Chance gehabt, sich selbst zu überprüfen und zu verändern.
Diese Chance hat uns im Westen die Regierung de Maizière ja gar nicht erst gelassen. Vielen Dank auch. Da dies nicht geschah ... Joh, wie auch? Die CDU hat damals die Wahl im Osten gewonnen. Wir wären Kohl nur zu gern losgeworden - leider war die SPD so doof, ausgerechnet Lafontaine zum Kanzlerkandidaten zu machen. Das war aber kein Grund, 1994 gleich nochmals Kohl zu wählen. najanaja.
wir (schnarchnasen) sind beigetreten, und sie (schnarchnasen) haben die chance auch verpennt. der kohl war, glaube ich, märz 1990 in leipzig: werbung für die deutsche einheit. ich kann mich noch gut an die birnenbilder an den straßenlaternen erinnern. denken sie etwa, wir hätten das so gewollt? die im einheitstaumel befindliche mehrheit schon. 1994: gemeinsames trauma. und, nix für ungut. na, sie wissen schon. Die Helmut, Helmut-Rufe ertönten schon im Dezember 1989, das war in Dresden, glaube ich. Ich erinnere mich jedenfalls noch sehr gut daran, wie befremdlich ich das fand.
In Leipzig war im im Mai 1990 zu einem Kongress an der Uni. Die dortigen Studis musterten uns in einer Weise, dass wir lieber darauf verzichteten, sie auch nur nach Feuer zu fragen, wir waren schließlich nur zu dritt. Durch den Beitritt nach Artikel 23 Grundgesetz entfiel die Möglichkeit, sich eine neue Verfassung nach Artikel 146 zu geben - nur bei dieser Möglichkeit hätte es auch im Westen eine breite Diskussion gegeben. Der Einheitstaumel hielt sich im Westen doch sehr in Grenzen*, am 3. Oktober 1990 gab es nicht einmal eine Feier. Wenn es nach mir gegangen wäre, wäre übrigens im Westen überall das Ampelmännchen mit Hut eingeführt worden, damit jeder im Alltag sieht, dass nicht mehr alles beim Alten ist. * Im damaligen Zonenrandgebiet schlug die anfängliche Freude teilweise ins Gegenteil um. Ich weiß noch, dass ich mich häufiger fremdschämte, wenn ich in der Zeitung las, wie garstig man 1990 in Hof und andernorts zu DDR-Bürgern war. immerhin, es gibt den grünen pfeil (westdeutsch(?): der grünpfeil).
wenn sie sich mal die aktuelle kamera vom 11.10.1989 anschauen (wenn sie es ertragen), dann widerum haben die meisten die chance eben im beitritt gesehen. ich glaube jetzt nicht, daß die ddr-bevölkerung wirklich und ernsthaft diese "nachrichten" geschaut hat, aber das macht für mich nachträglich noch einmal deutlich, warum aus wir sind das volk sehr schnell wir sind ein volk wurde. der beitritt war eine perspektive, und die blühenden landschaften. alles, nur das nicht mehr - diese surrealität. ich glaube auch, die zeiten waren damals einfach nicht so, daß man die ddr als gleichberechtigt, selbst wenn demokratisiert durch freie wahlen, angesehen hat, um dann über eine neue und gemeinsame verfassung zu verhandeln. Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt? Wer hat so viel Pinkepinke, wer hat so viel Geld? das fragt man sich heute in bezug auf europa ... die neuen "zonendödel" sind eben die griechen (ausdrücklich: das ist polemik.) apropos zonendödel. Das Lied Wer soll das bezahlen ist übrigens ein Karnevalsklassiker aus dem Jahr 1949.
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update: 2024.11.15, 19:57 blogger-sache
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