21
September
früchstücksfernsehen?
weshalb ich überhaupt darauf komme, ist folgendes: (links: franziska augstein; rechts: nikolaus piper) ich möchte ihnen nicht vorenthalten, was ich mir markiert habe (beides aus dem text von frau augstein): mehr als zwanzig jahre lang konnte der westen sich in der vorstellung gefallen, geschichtsphilosphisch sei die entwicklung der gesellschaft vollendet, weil freie, vom staat nicht behinderte marktwirtschaft eine herrliche selbstorganisation verbürge bis in alle ewigkeit – ende der geschichte. mit ihrer rücksichtslosen ausbeutung der weltweiten ressourcen sowie mit ihrem protektionismus der heimischen wirtschaft bringen die entwickelten staaten die bewohner der armen länder dazu, sich genauso zu verhalten, wie marx es beschrieb, als er sagte: proletarier haben keinen vaterland*. guten morgen! (*edit: da stand vorher verstand, weil ich so blond bin, wenn sie wissen, was ich meine.)
Ohne jetzt
diesen Pieper gelesen zu haben: Ich kann mir denken, was er so gemeint hat. Ich zweifle übrigens daran, er könnte über ausrecheinde Kenntnisse verfügen, um behaupten zu dürfen, Marx habe unrecht. Dafür hätte ich Erinnerungsbelege. — Wußten Sie, daß der mal beim Vorwärts tätig war? Er hat, etwa verstärkt seit Schröder als Captein in die Befehlströte blies, voll mitgerudert. Dabei war der mal ein durchaus angenehmer Gesprächspartner. Am Alter allein kann's nicht liegen. Aber ich bin vielleicht kein gutes, gar repräsentatives Beispiel für Seniorensozialisation.
Andererseits: So, wie das da steht, nämlich Proletarier hätten keinen Verstand, hat Marx es nicht notiert, derart denunziatorisch wohlweißlich nicht. Das dürfte den Riß aus dem Zusammenhang nur wieder vergrößern und mal wieder Applaus von der «falschen» Seite «generieren». Allerdings habe ich den gesamten Artikel nicht gelesen. Aber ein großer Marx-Kenner bin auch ich nicht. Ich sollte wie so viele gefälligst die Klappe halten. Das tue ich jetzt hiermit. er kritisiert im großen und ganzen das endzeitgefasel, weil: „der kapitalismus hat sich noch immer als viel dynamischer erwiesen, als seine gegner dachten.“
und, das ist das wirklich interessant, er findet den klassenbegriff problematisch, kurzer schwenk zu dem hier, das passt ja zum schröder-kontext. ich bin ja so blond, natürlich hat er das nicht geschrieben, sondern „die proletarier haben kein vaterland“, ich werde es korrigieren. sie sind kein marx-kenner? doch doch. danke, daß sie nicht die klappe gehalten haben.
großes drama: zeitungsleser sucht gefühlte drei jahre die antwort auf die frage der fragen (die auch die süddeutsche zeitung mehr und minder, bisher, oft genug im feuilleton, aber nicht nur aus wirtschaftssicht, behandelte.)
das größte drama: in einer zeitung, ne auf nur einer ganzen seite gibt es nicht nur pro, sondern auch contra. (das contra, auch wenn man pro steht, ist aber eben unverzichtbar.) zum glück des unglücklichen lesers gibts jandl. wie das der fände, sich in dieser berufung wiederzufinden. na, lassen wir das. (nicht, daß sie denken, daß ich meine "erste" tageszeitung völlig unkritisch betrachte. sie ist ein teil der medienlandschaft, und damit ohnehin sehr kritisch zu sehen. das beste, was einem in solchen bleiwüsten passieren kann, ist die vielbbeschworene vielfalt.) Irgendwie
kommt in meinem Kopf die Erinnerung hoch, daß der ehemalige Vorwärts-Redakteur Michal immer ein wenig neben der Kunst-Spur lief. Hauptsache, es illustriert ins Bild. Wie auch immer DADA gemeint gewesen sein könnte.
meines wissens hat herr piper in jüngster vergangenheit in der süddeutschen zeitung keinen artikel geschrieben, der links zu verorten gewesen wäre. und, sie haben ja den vorwärts-hintergrund angerissen.
wenn "das interessanteste an diesem pro und contra aber weniger die argumente sind als die entwicklungen der beiden autoren", dann sollte man für herrn michal eine (überdies kostengünstige) sonderausgabe drucken: autorenname und über-überschrift des artikels. mit seitenangabe aber bitte. satire eigentlich ist doch, wir haben das schon immer geahnt, die entwicklung der autoren ist maßgeblicher als das, was auch immer die schreiben. nicht, daß wir die entwicklung aus dem schreiben ablesen wollten. nein, die entwicklung als solche, irgend-eine-solche findet sich wieder in der bedeutung der entwicklung als solcher, als nomen est omen. was soll der ganze text? wohin führt die argumentation? wo bleibt da die bedeutung der rolle? - realoreal-sozislistisch gefragt: wo bleibt die rolle der bedeutung? - im text? und das ist nicht zu realistisch? ende der satire (ja, es geht mir gut.) Beinahe
ist mir danach, Nikolaus Pieper ein wenig in Schutz zu nehmen, mag er sich noch so zum Agendaisten entwickelt haben. Er war, um meine persönliche Erfahrung als Hintergrund zu nehmen, immerhin in der Lage, einen Irrtum einzugestehen, auch hat er sich meines Wissens nie zum Feuilletonisten aufgeplustert. Das zeichnet diesen bloggenden Klappentextjournalisten nicht unbedingt aus. Das Übliche, «ich war jung und brauchte ...». Ja, ich habe eine schlechte Meinung von ihm. Sie hat sich seit über fünfundzwanzig Jahren nicht geändert.
vor mir müssen sie herrn piper bestimmt nicht in schutz nehmen.
schade, ich habe erst kürzlich tabula rasa gemacht und mein sammelsurium aufgelöst. das sammelsurium ist ein schier immer anwachsender haufen der süddeutschen (und oder anderer spontan gekaufter tageszeitungen), beziehungsweise deren teile, die ich nicht sofort aussortiere oder der weitaus-besseren-hälfte in die hand drücke (mobiles leben). da hätte ich mal gezielt auf den namen achten können, ich erinnere mich schwach an artikel zum kopfschuetteln bis hin zum stirnrunzeln. das passiert halt. das (allein) würde ich niemandem anlasten. und, was den anderen herrn angeht, wundere ich ich (immer wieder) worüber die leute sich angeblich so „wundern“ oder sich wundern wollen. |
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update: 2024.11.15, 19:57 blogger-sache
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