wer sich dasstreitgespräch der woche anschauen möchte, bittesehr.
ein paar kurze anmerkungen:
ich kann tellkamps ärger über äußerungen zum osten verstehen. ansonsten fand ich ihn, das hört sich überheblich an, zunehmend peinlicher, was sich vielleicht am besten am punkt fest machen lässt, wo er vom „großexperiment im land“ redet.
aber jeder, und das meine ich so, soll sagen was er denkt und meint und glaubt. und dieser fundamentale kritikpunkt, daß niemand anders als das kabinett (ich habe so gar keine lust, die minister zu entlasten) entschieden hat, wie und was es mit der aufnahme der flüchtlinge auf sich hat (kurze anmerkung: um kurz danach die asylbedingungen zu verschärfen), ist nicht von der hand zu weisen. aber das ist auch in den mainstreammedien so zu finden. (kurzer linktipp: wie links ist der medienmainstream?)
interessant finde ich, daß der subtext zur meinungsfreiheit auf die flüchtlingspolitik so verengt wird. heißt sozusagen: wenn ich eine kritische meinung zur flüchtlingspolitik habe, wird diese nur geduldet und ist nicht erwünscht. darüber muß man streiten (können). allerdings wäre allein mit dem begriff flüchtlingspolitik kaum etwas gesagt, denn sie wird gleichermaßen von rechts und links kritisiert, was darauf hinweist, daß sie weder rechts noch links sondern komplexer ist. das reicht von fragen, wie sicher herkunftsländer sind bis zu den tafeln, die ehrenamtlich geführt, erst einmal gar nicht mehr in frage gestellt werden. was letztlich in der oder-frage kulminiert. und damit werden die einen gegen die anderen in stellung gebracht.
die distanzierung eines verlages ist wahrscheinlich überfüssig, fällt aber auch unter meinungsfreiheit, sich zu distanzieren, wovon auch immer.
last but not least: warum habe ich von einer verengung des subtextes geschrieben? darum.
ich habe lange darüber nachgedacht, ob die formulierung paßt: je nationalistischer. und ich bin zu dem ergebnis gekommen, daß der satz stimmt; wenn nicht im engeren sinne der nation bestimmte gruppen eingeschlossen werden, werden gruppen als der nation nicht zugehörig ausgeschlossen. intersektionelle identitätspolitik schließt demnach mehr ein als aus. polarisiert.
ich wünsche meinen geneigten leserinnen und lesern schöne festtage,
ein fröhliches weihnachten, gute (und bessere) tage. was auch immer
sie sich wünschen.
die geschenke sind verpackt, die weihnachtspost hat die zielorte erreicht.
und ich habe die natürlich die weihnachtsgeschichte schon gelesen.
schwieriges verhältnis: meinerseits, zu diesen geschichten. es ist immer
was dran, aber es fehlt viel mehr. aber, was ich wirklich mag,
ist "die angewohnheit", nicht zynisch zu werden. trotz und alledem.
hab dem paketboten für das letzte geschenk das gartentor offen gelassen,
auf daß die nichtklingel nicht nicht leutet. mein plan ging jedenfalls auf.
für "ruhe unterm baum", dafür bin ich wohl nicht zu haben.
eben noch in einer intellektuellen streitschrift (und ich will bestimmt weder die wörter intellektuell und streitschrift in verruf bringen) geblättert. und wenig später über das wort unregierbar gelacht. die aufregung: kurzweilig und sehr wahrscheinlich legal, und die praxis zwar legitim. aber sich unregierbar zu machen, geht sowieso anders.
dieser text also ist schon veraltet obwohl er noch gar nicht alt ist (war); eigentlich wollte ich den mit was ganz anderem verbinden. mit was auch immer.
das stichwort heißt nämlich regierung. die schwarzgelbgrün-sondierung ist gescheitert, allerdings die gesetze der farbenlehre trotzdem nicht außer kraft. nun ja. aber wie schrecklich ist das denn?! werden wir etwa nicht regiert? die worthülse "staatspolitische verantwortung" schwirrt durch den raum. alle schieben sie sich gegenseitig zu. kein wunder, eigentlich. in diese hülse paßt ja nicht mal die sogenannte verantwortung rein.
also? fabelhaft(es jahr der anarchie)! oder? ich hielt das für seltsame diskussion unter den sogenannten fachexperten auf phönix: die frage, ob die spd, wenn sie nicht koaliert, verbindlich unterstützen könnte, eine schwarzgrüne regierung. ich dachte noch: das wäre ja die ganzgroße koalition (mit natürlich ganzgroßen-grokodealstränen).
der dax braucht die regierung nicht, die verantwortung nicht die hülse und wozu die spd gebraucht wird, weiß wieder keiner. aber, ohne eine regierung geht es angeblich nicht und es ist doch längst klar, wer wen oder was regiert.
ich habe erst angefangen, meide die bisher wenigen rezensionen. ich will nicht wissen, was andere darüber denken, bevor ich nicht selbst glaube etwas verstanden zu haben. diese ersten sätze, die unter der überschrift morgen ist abgesagt, oder im original demain est annulé klingen düster. ich habe (fast sofort) an marcuse und daran, daß vielleicht wirklich mittlerweile ein begriff von gesellschaft fehlt, in der gesellschaft, wie der begriff immerzu benutzt wird, aber so als wäre nicht mehr verhandelbar oder auch nur nachdenkenswert, was gesellschaft ist und wie sie auch anders sein kann.
die frage ist ja zum beispiel, wird das gerade in katalonien verhandelt, beziehungsweise versucht? oder, nach lesart deutscher medien: ist das nationalistischer separatismus? daher: wer hat ein interesse an welcher lesart und warum?war mir auch in den sinn, daß wenn der begriff von gesellschaft abhanden zu kommen scheint, vielleicht eine vorstellung von identität vorgezogen wird.
das erste kapitel endet mit einem satz, und deshalb habe ich das gespräch über marcuse nochmals verlinkt, der ihm jetzt gefallen hätte: die zeit gehört denen, die nicht lockerlassen. nichts anderes hat er ja selbst so ähnlich geschrieben.
ich bedanke mich bei allen lesern und (der vollständigkeit halber) leserinnen für ihre geduld und mit musique. töne und texte, die mich in den letzten jahren begleitet und "getragen" haben. eine zugegeben einseitige auswahl, keineswegs jedoch willkürlich.
the revolution will not be televised.
oder.
um es mit hagen rether zu sagen:
"Wir haben doch die Wahl. Kannste Sarrazin lesen oder Navid Kermani.
Wir haben immer die Wahl zwischen beidem."