27
Januar
der mann mit nervpotential. ich mag immer wieder zuhören.

 
 
ich hatte letzte woche die zeitungszeugen in der hand. dachte so: na ja
und ach ne. ich kann leider die alte schrift nicht so gut, heißt nur ganz langsam, lesen. also: nein. obwohl ich lieber originaltexte läse, die ich interessanter finde und, oh je: authentisch. kommerz oder aufklärung?

 
 
die wollen doch nur spielen?
nö, überwacht werden.

 
 
Marcel Reich-Ranicki hat, fast siebzig Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, im Bundestag gesprochen. Ein Tag, an dem wir die befreiende Kraft der öffentlichen Rede spüren.

Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus

 
 
mehr oder weniger aus versehen war ich gestern in die wiederholung von
„anne will“ geraten. der blick auf die gästeliste ließ mich der dinge harren, aber da hat leider gar nichts zusammen gepasst, auch wenn es vereinzelt interessante beiträge gab, so etwa von herrn gysi oder frau ditfurth. herr von weizsäcker hatte nicht das bedürfnis, den bogen vom alten fritz zum wulff zu spannen. viel erbaulicher war es da, den (leider) gekürzten festvortrag von christopher clark (natürlich offline in der berliner zeitung) zu lesen, der ohnehin keinen bezug zu el präsidente herstellen mußte, ach nein! den einen, aber mehr grundsätzlichen, doch: “die tatsache, dass wir uns versammelt haben um seines geburtstages zu gedenken, hätte ihn ohne zweifel entzückt. die nachricht, dass der präsident einer vereinigten deutschen republik auch dabei ist, hätte ihn zwar stutzen lassen – da wäre einiges an historischer erklärung notwendig – aber auch dies würde ihm wohl im prinzip als gebührend vorkommen.“ bleibt die frage, sollte man überhaupt versuchen, den bogen zu spannen? das schlußwort des festvortrages lautet: „wir wollen diesen könig also nicht mehr zum werkzeug gegenwärtiger politik machen. aus der propaganda früherer epochen ist eine pluralistische, breitgefächerte konversation geworden, in der friedrich II. immer vielseitiger und lebendiger vor unseren augen steht, gerade weil wir ihn in seinem jahrhundert verweilen lassen.“

später lief dann „maybrit illner“, die nach gefühlten 55 sendungen zum euro sicher nächste woche wieder eine sendung zum euro machen werde, aber eben nicht gestern, da ging es noch einmal um wulff und die frage wie verwulfft politik und wirtschaft sein dürfen. getreu dem motto: es ist alles gesagt, nur noch nicht von allen. ich habe den anfang und das ende nicht gesehen, weiß aber wenigstens, daß „lobbyismus ein professioneller vorgang ist, und der, der mehr geld hat, sich mehr kaufen kann.“ und daß lobby-partys schon in den 90ern so was von gestern waren, vom (wohltuend unaufgeregten) politikberater und lobbyisten names jurka (stundensatz 650 euro). ich wollte das nicht bis zum bitteren zu ende schauen.

ich hätte es ja gar nicht gesehen, wenn ich nicht zufällig die sogenannte „timeline“ zum thema wulff in twitter verfolgt hätte (das hört sich komplizierter an als es ist). womit schon ein anderes spannendes, widersprüchliches thema angerissen werden könnte: twitter will zensur transparent machen.
oder auch nicht. passt ja auch nicht zusammen.

 
 
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update: 2024.11.15, 19:57
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